06 August 2009

Wie man als Bikerbraut richtig shoppt!

Während Herzblatt den Umgang mit dem Motorrad lernte und das große Teil auch schon mal „flach“ legte, lernte ich auf Xing in einer Gruppe Tanja kennen. Ich nenne sie Harley Tanja, weil sie Harleys liebt und eine richtig coole Bikerbraut ist. Wir beschnupperten uns, fanden Gemeinsamkeiten und tauschten uns über Gott und die Welt, Sex and the City, Schuhe, Männer, Bücher und eben Motorräder aus. Ich, die Anfängerin und Sie die Profibikerin.

Wir befassten uns mit dem Thema „Bikerbraut“. Tanja erklärte mir, der eitlen, dass wirre Haare kein Problem sind. Wir stecken sie uns nämlich entweder mit der Sonnenbrille fest oder lassen sie hängen. Sonnenbrille fand ich gut, Hängenlassen nicht. Aber für was sonst gibt es Haarklemmen, die wirre Lockenmähnen bändigen?
Ich lernte, dass das Biken an sich eine eigene Philosophie hat. Man übernimmt sie ohne es zu merken und bleibt tatsächlich gelassener und ist entspannter. Woher es kommt? Keine Ahnung. Vielleicht von den Eindrücken, die man gewinnt?

Dann befasste ich mich mit dem Thema: Wie shoppt man als Bikerbraut?
Der Sturzhelm war für mich eine schwierige Angelegenheit, da ich mit Brille fahre. Aber ich bekam meinen Traumhelm und löste das Problem mit einer flexiblen und schicken Zweitbrille, die mir meine Lieblingsoptikerin, übrigens auch eine Motorradfahrerin, empfahl.
Schwieriger war es, eine entsprechende Jacke zu finden. Es gibt nur einen Schnitt: klein, tailliert, kurz und wenig freundlich fürs Hüftgold. In dem Laden testete ich gut und gerne 20 Modelle und fand keine Jacke, die mir wirklich gut passte. Ebenso erging es mir bei Hosen. Hüften hatten keine Chance. Was mir auch klar wurde, als ich die Kataloge sah, die die Herren der Schöpfung mit gierigen Blicken verschlangen. Üppig getunte Blondinen sind das modische Vorbild.
Der Höhepunkt des Tages war der Kerl, den ich aus einer Kabine scheuchte. Er hatte sich mit einem dieser Kataloge zurückgezogen und betrachtete fasziniert knabenhafte Hüften, üppige Oberweiten in Bikinioberteile gequetscht und wallende Mähnen.
Ich stand mit ungefähr zehn Motorradhosen vor geschlossenen Vorhängen und überlegte, welchen ich nun zurückziehen sollte. Einzig ein Seufzen war zu hören. Schwungvoll schob ich also den Vorhang zum nächstbesten Umkleidekabuff auf und stieß auf einen Herrn, der völlig hin und weg eine der getunten Damen aus dem Katalog betrachtete. Seine Körpermitte war sehr lebendig. Es war ein Déjàvu, erinnerte die Situation doch an den Textildschungel im Therapiebad.
„Dürfte ich mal?“, fragte ich genervt und mit mitleidigem Blick.
„Äh, ja, in die Kabine?“ "Was sonst, ich muss probieren! Was meinen Sie denn?"
Dezentes Verrücken des Kataloges in Bauchhöhe. "Die anderen?" „Alle besetzt!“
„Ok, einen Moment noch!“ Flehentlicher Hundeblick, mit Wink auf die Gürtellinie und ein peinliches Räuspern.
Gnädig ließ ich den Vorhang sinken, hörte ein Hüsteln, ein kurzes Seufzen und dann trat der Mann ans Tageslicht und hielt eine Aktentasche so, dass diverse Körperpartien verdeckt waren. Er stand leicht verwirrt in der Gegend und schien nicht so recht zu wissen, wohin.
„Die Toilette ist da hinten!“, sagte ich mit amüsiertem Grinsen und einem frechen Blick zu dem Kerl und zog den Vorhang zu.

Den Katalog fand ich übrigens hinter dem Spiegel. Bei einer näheren Betrachtung stellte ich fest, dass es kein Wunder ist, dass in den Geschäften nichts zu finden ist, was mir passt. Schwimmreifen sind nicht vorgesehen. Leicht panisch sah ich meinen Traum vom Sozius verschwinden. Ungeeignet für das Biken. Die Frau ist nicht in der Normform.
Eine Anfrage bei Tanja brachte die Lösung: Unisexklamotten. Und das mir!
Ich, die gerne in der Abteilung für normale Größen shoppt, seit ich erfolgreich die Schweinehündin besiegt habe, war dazu verurteilt in der Unisexecke zu shoppen, wurde fündig und kaufte alles ein, was ich brauchte. Schön finde ich mich nicht, aber was tut man nicht alles?

Wie es ist, mitzuschwingen und zum ersten Mal krampfhaft nach Haltegriffen sucht, darüber reden wir demnächst. Außerdem: von Aliens auf einem Bike, wie man einen Sturzhelm elegant aufsetzt, Modetipps und warum man in Kurven immer schön mitschwingen sollte.

Beschwingte Tage wünsche ich Ihnen! Und falls Sie noch Fragen haben, freue ich mich über einen Kommentar und Ihre Frage. Denn die Fachfrauen lesen mit und wir finden bestimmt eine Antwort!
Herzlichst
Birgit Bauer