03 Dezember 2006

Ein Zimmer mit rotem Licht - Oder, was passiert, wenn jemand danach fragt !

Das passiert, wenn man auf Vorgabe eine Geschichte, eine Vorstellung schildert. Eine Mitschreiberin in einem Online Forum gab vielen Menschen eine Vorgabe. Und, weil ich einer dieser Menschen bin und mir tatsächlich eine Idee kam, möchte ich Ihnen heute meine Idee dazu auch vorstellen !
Danke C.!

Die Vorgabe, die die junge Dame bewegt hat:

Ich arbeite gegenüber von der Fa. Bosch. Und jetzt in dieser Jahreszeit, wo es ja ungefähr ab 14.00h!!! dunkel wird, kann man es wunderbar sehen: Das rote Zimmer! Es ist in der obersten Etage. Ich kann nicht erkennen, ob die Wände rot gestrichen sind oder ob es rote Lampen sind. Auf jeden Fall leuchtet das ganze Zimmer rot. Und das in diesem edlen alten Haus mit seiner schönen Stuckfassade. Ansonsten gegenüber der gewohnte Anblick, Herren in dunkelblauen Hemd, Herren in hellblauen Hemd, Herren in weißem Hemd, ....Voll langweilig! Wenn da nicht das rote Zimmer wäre......

Und hier meine Idee dazu ! Viel Spaß mit der kurzen Geschichte in der Vorweihnachtszeit !

Caro knallte die Tür zu und stellte Ihre Tüte mit dem Erkältungstee ab.
Puh, was war Weihnachten immer stressig. Immer, wenn sich das Jahr dem Ende neigte und der Dezember kam, sah man nur noch bepackte und hektische Menschen. Alle jammerten über den Stress, waren gereizt und schrieben ellenlange Listen darüber, was sie zu verschenken gedachten und welches Kreuz von welcher Rheumawäsche gewärmt werden sollte.
Dazu kam, dass es schien, als ob man ab 27. Dezember keine Lebensmittel mehr bekommen würde. Alle schleppten tütenweise Delikatessen nach Hause. Wein und Champagner leistete man sich nur noch als Großlieferung und die Hummer im Atlantik wurden auch immer weniger.
Caro seufzte, schniefte und suchte in einem Haufen aus Kugelschreibern, Spezialpapier, Briefen, unerledigten Rechnungen und Sachen die die Welt nicht braucht, nach einem Döschen. Gleich kam die Meier - Grünschnabel. Sie wollte etwas Erotisches. Etwas Besonderes für den Herzallerliebsten, von dem sie wusste, dass er ihr ein Ticket nach Paris unter den Baum legen wollte. Deshalb wollte sie etwas zum Thema "Moulin Rouge" haben. Mit Savoir vivre und sehr französisch, damit der Herzallerliebste sich Gedanken machen konnte, was ihn noch so erwarten würde. Und das von der Meier – Grünschnabel. Caro nieste und seufzte noch einmal als es klingelte.
Ring Ring.......... Da war sie. Die Wuchtbrumme. Größe ichweißnichtwieviel, Zellulitebeladen und voller Rollen. Das alles garniert an einer Heimdauerwelle, einer bläulich schimmernden Tönung und mit roten Bäckchen a la Rotkäppchen war ein wirklich komischer Anblick.
"Frau Meier - Grünschnabel, bitte, treten sie ein!" Meier - Grünschnabel betrat den Gang und wünschte Gesundheit, nachdem der Niesanfall ihrer Gastgeberin abgeklungen war. Die wiederum zog ein Tempo aus der Schachtel und schickte die Meier in die Kabine. Wie gewünscht lagen dort Dessous bereit. Korsage für den Vorbau, knapp und knackig, wie von der Kundin gewünscht. Strapse mit kecken, roten Schleifchen und Strümpfe mit rotem Spitzenabschluss. So ähnlich wie die Aguilera im Video das hatte, war angeordnet. Weil Lady Marmelade doch der Lieblingssong des Herzallerliebsten war und er seine Holde immer mit der Aguilera verglich. Daneben ein niedlicher, kleiner String, der gleich nach dem Anziehen wahrscheinlich in den Rollen untergehen und nie wieder auftauchen würde. Eben wie die Aguilera und ihre Kolleginnen das so getragen hatten. Bloß, dass die Aguilera 34 trug und Meier - Grünschnabel eben 50 aufwärts. Aber, des Menschen Wille war sein Himmelreich und Hildegard Meier - Grünschnabel eben die Königin, weil Kundin.
Caro trank ihren Tee, schaltete das Licht ein und überprüfte alles noch einmal. Die würde gut Geld dafür löhnen und sie konnte eine eher Woche in den Urlaub.
"So meine Liebe, es kann losgehen, ich bin fertig!" Gut, seufzte Caro in sich hinein, verkniff sich den Lachanfall, der bereits wie Kohlensäurebläschen in ihr hoch stieg und schnappte sich ihr Arbeitsgerät.Meier - Grünschnabel posierte sich mit gewollt verruchtem Blick und knallrotem Lippenstift auf dem roten Samtsofa und sang leise vor sich hin. Nein, sie wollte es nicht hören. Sie nahm sich ihre Utensilien, warf ein Auge auf die dahinsummende Posierende, die sich noch einmal einen Spiegel schnappte, den Veilchenblauen Lidschatten noch einmal nach justierte und den Lidstrich überprüfte, um sich dann dem "Pariser Gefühl" wie sie es nannte, hinzugeben. Eine alternde Puffmutter auf Droge ist ein Stiefkind gegen diese Wuchtbrumme, dachte sie sich, zog ein weiteres Tempo aus der Box, um die Triefnase zu trocknen und träufelte sich noch einmal Nasenspray in die Nase, roch das süßliche Parfum Meier - Grünschnabels, warf einen Blick auf die Frau mit dem hervor quellenden Vorbau und entschloss sich, das Ganze in weniger als 20 Minuten durch zu ziehen.Dann konnte sie sich in ihr stilles Kämmerlein zurückziehen.
Caro brauchte 15 Minuten, 5 weitere für das Umziehen und 2 für die Verabschiedung.
Meier - Grünschnabel war draußen. Gott sei Dank.
Sie ging in ihr "stilles Kämmerlein" wie sie es nannte, schaltete das Rotlicht an der Decke ein, holte den Film aus dem Fotoapparat und begann, die verruchten Fotos von Hildegard Meier - Grünschnabel zu entwickeln. Es war bereits dunkel geworden und sie sparte sich das Herunterlassen der Rollos. Es war bereits dunkel genug. Ja, so ein Fotografenleben kann manchmal extrem hart sein, dachte sie, schnappte sich eine weitere Tasse Tee und sah aus dem Fenster, wo schon wieder die Person von Gegenüber an ihrem Fenster stand und versuchte, heraus zu finden, was sie da wohl tat......Schien eine gelangweilte Sekretärin zu sein, die neugierig und zwanghaft an den Geheimnissen der Anderen interessiert war.
Rotlicht. In diesem ehrenwerten Haus. Ein altes Stadtpalais, in dem nur Anwälte und Investmentberater ihre Büros hatten und sie die einzige Mieterin war, Die einzige Frau unter Männern. Und noch dazu eine, mit kreativem Beruf und einem Zimmer voller rotem Licht, ihrem Fotolabor.