22 Januar 2009

Schwimmflügelreport reloaded! Teil 1!

Erinnern Sie sich noch an das letzte Jahr? Damals schickten mich meine Ärzte zum ersten Mal zur Unterwassergymnastik in ein Kurbad.

Schon damals geiferten zischelnde Damen mit Gänseblümchen auf dem Haupt um ihre Kurschatten, die, sobald ich die heiligen Badehallen betrat, um meine Gunst wetteiferten. Viele Leser wünschten sich damals eine Fortsetzung, die ich auch versprach. Und dieses Versprechen löse ich heute ein! Der Schwimmflügelreport geht in die nächste Runde.

In den nächsten Wochen erfahren Sie, was Frau die den Altersdurchschnitt immer noch drastisch senkt, in solchen Thermalbädern erleben kann. Lesen Sie von Intrigen, Mauscheleien in Umkleidekabinen und heißen Flirts im dampfenden Bad.

Es ist also an der Zeit, meine Gesundheit auf Vordermann zu bringen. Was ich übrigens ziemlich angenehm finde bei dieser Witterung, sofern dies im warmen Thermalwasser geschieht. Ich habe mir dafür sogar einen neuen Tankini angeschafft. Er ist praktisch, verhüllt käsige Schwimmreifen, sieht gut aus und betont mein Dekollté. Und was das bedeutet, ahnen Sie sicher.

Vor einigen Tagen betrat ich zum ersten Mal nach langer Pause die heiligen Badehallen. Angeboten wurde mir ein Platz in der Gruppe der allgemeinen Heilgymnastik. Das ist ein Gruppenerlebnis der besonderen Art. Es bedeutet Hopsen und Wassertreten nach Anleitung in der Seniorengruppe am Nachmittag.
Was mich dazu veranlasste, mein Veto einzulegen und auf Einzelgymnastik zu bestehen. Die Erinnerung an ein einmaliges Gruppenerlebnis im letzten Jahr, also an diverse versunkene männliche Kurteilnehmer in meinem Ausschnitt war noch sehr lebhaft.
Wer möchte schon während einer Gymnastik hüpfenderweise ältere Herren retten, die das Schwimmen vergessen, weil sie gerade mit dem Intensivstudium von Bikinioberteilen beschäftigt sind? Ich nicht! Und deshalb gab es Einzeltermine. Was für mich wichtig und ideal ist, denn meine Handicaps lassen derzeit eigentlich auch ohne schlüpfrige Blicke keine Gruppentherapie zu.

Einmal im Bad, begegneten mir die neuesten Trends in Sachen Beauty und Styling.
Die Gänseblümchenkappen wurden abgeschafft. Keine gummierten Blümchenhauben mehr. Das badende Modediktat empfiehlt neuerdings die Badetüte für den Kopf. Badekappen, die mit Chiffontüten bestückt sind, werden als heiß gehandelt. Die Billigvariante ist die einem Gefrierbeutel ähnelnde Duschhaube. Dazu kombiniert Frau von Welt den Lidstrich a la Amy Winehouse und in Schwarz nachgezogene Augenbrauen zur blondierten Mähne, die sie mit großflächigen Dschungelmotiven sowie Bräune aus dem Tussentoaster kombiniert.

Während die Damen noch ein wenig Bonbonpink auf die Lippen malten, stieg auch der Anmachfaktor. Es wurde gegiert und taxiert, was die Therme hergibt. Wobei ich feststellte, dass ein gewisser Teil der Anwesenden immer noch bösartig mit den Dritten klappert und giftige Blicke wirft, wenn ich auftauche. Die Herrschaften waren offensichtlich angetan und wurden richtig lebendig. Was die Alarmbereitschaft der weiblichen Gäste in ungeahnte Höhen trieb.
Eine ältere Besucherin wies mich streng darauf hin, dass ich im Bad einen Bademantel zu tragen hätte. Nur fürs Protokoll: Ich war weder textilfrei unterwegs, noch hingen mir Einzelteile unberechtigterweise aus dem Tankini und mein Badehandtuch verhüllte meinen Körper.
Auf ein „Wie bitte?“, bekam ich zu hören, dass es wohl angebracht sei, ordentlich im Bad gekleidet zu sein. Meine Reaktion war ein Grinsen.
Da hatte ich wohl gegen die neueste Baderegel verstoßen. Dann piepte es. Nein, nicht bei der Besucherin, im Becken der Erstarrten. Das ist ein besonders warmes Bassin, in dem Bewegung nur auf Signal stattfindet. Und immer wenn es piept, so die Regel des obersten Badegurus, ist es Zeit, die Massen für einige Sekunden zu bewegen. Nach rechts. Zur nächsten Massagedüse.
Was einige aber bei meinem Erscheinen einige Kollisionen und lauthals verkündete Beschwerden verursachte. Die Herrenwelt interessierte nicht, was die Damen beschäftigte.
Einige waren mutig und folgten mir auffällig unauffällig, um neben mir in den Fluten des Außenbeckens zu versinken. Sie musterten mich ebenso dezent, wie sie mir gefolgt waren, und wunderten sich wohl ein wenig über mein leises Lachen, während sie das bösartige Zischeln ihrer Begleiterinnen einholte.
Als ich das Bad verließ, versank der Großteil der Besucher wieder in Bewegungslosigkeit. Driftete faul und ermattet durch die Wellen und harrte der Dinge. Oder der Damen, die als potenzielle Kandidatinnen für einen Badeplausch oder mehr in Frage kämen.

Fazit:
Amüsant, hilfreich, drei Einladungen zum Kaffee, eine Einladung zum Essen und einer, der sich nicht entscheiden konnte. Selbst ein Ehering, unfreundliches Verhalten oder Ignoranz schrecken die Fraktion der männlichen Kurschatten nicht ab!
Lesen Sie das nächste Mal von textilfreien Zonen, Schönlingen und einer Verweigerung…..
Herzlichst und mit einem Augenzwinkern!!!!
Birgit Bauer