26 Januar 2009

Der Gedanke zum Wochenstart: Geld oder Leben?

Liebe Leserinnen und Leser,
ein neues Vorhaben ist geboren: Die Gedanken zum Wochenstart.
Das, was mich beschäftigt, inspiriert, ärgert, anregt oder belustigt, werden Sie zukünftig immer am Beginn einer Woche lesen können.
Es geht mir nicht um das, was alle beschäftigt, wie letzte Woche die Vereidigung vom neuen Popstar im weißen Haus in Washington, sondern um Dinge, die vielleicht nicht immer dem Trend entsprechen.
Diese Woche beschäftigt mich die Frage nach Geld oder Leben! Viel Spaß!
Und? Haben Sie in der letzten Woche auch einen Lottoschein ausgefüllt und nicht gewonnen? Ich habe gewonnen. Ungefähr fünf Euro. Das ist der Betrag, den ich investiere, wenn ich Lotto spiele! Ich habe nämlich keinen Megalottoschein ausgefüllt.

Als sich die Nachricht vom Megajackpot durch die Nachrichten fraß und die Lottogemeinden in hysterische Massen verwandelte, die Unsummen für diesen einen Gewinn einsetzt, begann ich nachzudenken, ob ich überhaupt so eine Riesenmenge Geld möchte.
Bliebe mein Leben so, wie es ist, oder würde es sich komplett und vielleicht zu seinem Nachteil verändern? Wäre es noch lebenswert? Oder würde ich anhand der unfassbaren Menge Geld zum Sklaven meines Reichtums in Form einer Geldverwalterin werden?

Die Vorstellung, dass Betrüger und Bittsteller versuchen, mir Geld abzunehmen, finde ich unangenehm. Dass ich wegen eines gut gefüllten Kontos zum Liebling meiner Verwandschaft werden könnte, gefällt mir ebenso wenig.
Ich gehe davon aus, dass ich im Falle eines so riesigen Gewinns mein Leben zum Geheimnis machen müsste, um den Schein des „normalen“ Lebens zu wahren. Das Leben von Otto Normalverbraucher mit normalem Einkommen. Das ist, will man den Medien glauben, auch der Tipp der Lottogesellschaft.

Alleine die Vorstellung der kompletten Veränderung meines Lebens durch einen so immensen Gewinn fühlt sich für mich ein wenig wie Verrat an. Verrat an mir, meinem bisherigen Leben und dem, was mich ausmacht. Sicherlich wäre es kein Problem mehr und am Anfang auch aufregend, mir all das zu erfüllen, was ich mir heute wünsche. Es wäre auch keine große Sache, mal eben ein neues Auto oder andere Luxusgüter zu kaufen. Doch ich glaube, das wäre eher Nebensache.
Hauptlebensaufgabe wäre vielleicht dann, den Schein zu wahren, nur um ein wenig Ruhe zu haben und Neider fernzuhalten.

Versklavt Reichtum also den Menschen? Zwingt ein hoher Gewinn zur Täuschung und so zu einem Dasein entgegen der eigentlichen und individuellen Vorstellung des idealen Lebensweges? Für mich etwas, das ich nicht mag.
Wahrscheinlich kam mir deshalb auch der Gedanke, dass ich einen Großteil des Geldes zu verschenken und nur einen Betrag zu behalten würde, der mir angenehm ist. Schließlich ist es nicht so, dass ich Geld und Wohlstand komplett ablehne. Ganz im Gegenteil. Es wäre schön, manches Vorhaben schneller erfüllen zu können. Doch es muss sich im Gleichgewicht befinden.
Mein Traumgewinn dürfte eine gewisse Höhe nicht überschreiten. Wäre er eine kleine Idee höher als der, den die Gewinner dieser Woche mit einem Sechser ohne Zusatzzahl hatten, wäre er ideal. Es wäre eine für mich ideale Grundlage, um sorgenfrei und bequem leben zu können und würde wenig Anlass für überzogene Geheimhaltungsaktionen bieten.

Ich kam zu dem Schluss, dass viel Geld allein eben doch nicht glücklich machen kann. Zu einem guten Leben gehört für mich auch, dass ich das, was ich habe und lebe, nicht verleugnen muss, nur um ein wenig Ruhe zu haben.
Es ist mein Leben mit allen Höhen und Tiefen und ich möchte nicht darauf verzichten. Vielleicht deshalb, weil ich damit glücklich und zufrieden bin. Ich mag es, Träume und Wünsche zu haben, die sich nicht so schnell erfüllen. Sie machen mein Leben bunter, kreativer und interessanter.

Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich Lottoscheine antizyklisch ausfülle, wenn mich das Spielfieber überkommt. Denn dann habe ich das Gefühl, dass ich die Summe gewinnen könnte, die mich nicht überfordert, sondern mir das Leben wirklich versüßt.

In diesem Sinne, was ist Ihnen wichtig? Geld oder Leben?


Herzlichst
Ihre Birgit Bauer