05 August 2010

Schwergewicht "Nein"!

Nein.

Sagen Sie regelmäßig „Nein“?
Ich gebe zu, dass es nicht immer einfach ist, etwas abzulehnen. So ein richtiges „Nein“, das deutlich die Grenze aufzeigt, wiegt schwer. Dieses "Nein" zeigt die Wichtigkeit der Entscheidung, die man sich nicht leicht gemacht hat, untermauert sie und lässt keinen Verhandlungsspielraum mehr zu.
Ich nenne das mein "250 Kilo-Nein". Es beschützt mich heldenhaft. Vor Kurzem stellte ich so ein Schwergewicht in den Raum. Es war kein „Nein“, das ich mir leicht gemacht habe, aber in dem Moment, in dem ich es aussprach, war es wichtig und richtig.
Als ich mich mit meinem Schwergewicht beschäftigte, kam mir die Frage, wieso ein „Nein“, ein  kleines Wort aus vier Buchstaben, das nur signalisiert, dass eine Grenze erreicht ist, manchem so schwer fallen kann.
Klar ist, dass „Nein“ entschlossen ausgesprochen werden muss. Mit passender Mimik und fester Stimme. Ein gelachtes „Nein“ ist wirkungslos, ein gehauchtes „Nein“ unglaubwürdig und ein Wackeliges nimmt einem sowieso kein Mensch ab. 



Bildquelle Rainer Sturm / pixelio.de
Ein „Nein“ ist ein Stoppschild, meine rote Ampel. 
Es ist eine Art der Einladung, um zu verweilen,. Die Aussage ist einfach: Das "Nein" will eine andere Lösung.  
Man kann es natürlich negativ aufnehmen und wütend davonrauschen. Es wäre aber auch möglich, es zu überdenken und die verordnete Pause dafür zu verwenden, das „Nein“ genauer zu betrachten. 

Bildquelle: Gisela Peter pixelio.de


Möglicherweise lässt sich eine andere Lösung finden, die grünes Licht, ein „Ja“ schenkt.
Das erreicht man, wenn man seine eigene Perspektive verändert! Noch ein wenig nachdenkt und sich noch einmal näher mit einer Angelegenheit beschäftigt.



Für viele Menschen ist ein „Nein“ immer unbequem. Sie assoziieren es mit Unbequemlichkeit und haben Angst, sich unbeliebt zu machen., wenn sie etwas ablehnen. Diese Zeitgenossen werden zu "Jasagern" und verlaufen sich ein wenig. Denn jeder Mensch entscheidet sich irgendwann einmal für „Nein“. Etwas, das das Leben vorgibt, ganz normal ist.
Die Gefahr ist, dass man bei Jasagern Grenzen überschreitet ist groß. Sie werden das nie offen zugeben.
Man kann sie fordern, bis sie zusammenklappen. 
Die Jasager, so meine Erfahrung, können sogar dazu neigen, sich vor einer unbequemen Entscheidung zu drücken, die ihnen eigentlich gut täte, lieber begeben sie sich ins "Ungute", damit keiner sie für ihr Ablehnen verurteilt. Denn dann macht man ja Umstände. Und wer will das schon?

Ich gestehe, ich mache manchmal Umstände und bin unbequem. Immer dann, wenn eine Entscheidung mein Dasein negativ beeinträchtigen würde. Ich habe gelernt, dass man es nicht immer allen recht machen kann und muss. Dazu kommt, dass das, was man manchmal selbst als unbequem empfindet, für andere gar nicht so unbequem ist. Das kann man lernen und eigentlich muss man es auch lernen.
Ständiges „Ja“ verlangt eine Menge Kraft. Wenn es zu viel wird, ist es zu spät, denn dann wird der einst so friedliche Jasager zur Bombe und explodiert. Er lässt alles, was er mit bequemen „Ja´s“ über lange Zeit geschluckt hat auf einmal heraus.
Das muss nicht passieren. Wenn ein „Nein“ genauso zum Leben gehört und mit angemessenem Gewicht von sich gegeben wird. Ich mache das neuerdings in Schritten. 50 Kilo für ein kleines Anliegen, 100 Kilo für ein wenig Nachdruck, 150 Kilo für Konkretes und 200 Kilo für mehr als deutlich. Bei 250 Kilo ist mein „Nein“ weder verhandel- noch veränderbar. Es ist so, wie es ist.
Ich finde, dass „Nein“ schon eine Grenze ist, aber eine, die aber gleichzeitig Flexibilität schenkt. Zum Umdenken und um neue Wege zu finden, die dann letztlich doch vielleicht ein „Ja“ ergeben und für alle positiv und angenehm sind.
Ich musste auch etwas üben, um „Nein“ glaubwürdig zu vermitteln, aber ich kann es und bin froh, denn diese vier Buchstaben haben mich vor einigen Tagen vor einer Fehlentscheidung bewahrt.

Übrigens, über Fehlentscheidungen, Lebenseinsichten und mehr, können Sie auf meinem Blog auf Brigitte: Mein Leben mit MS mehr lesen! Nur für den Fall! Ich freue mich auf Sie! Hier oder auf Brigitte.de!

Herzliche Grüße
Birgit Bauer





Text: Copyright by Birgit Bauer 2010