01 Januar 2020

Und einfach mal schweigen ...


In diesem Jahr ist viel passiert. Was haben wir alle kommentiert. Diskutiert und geredet.

Jetzt, wo sich der Trubel ein wenig einbrennst, es leiser wird, werden viele gesagte Dinge in diesem Jahr laut. Wenn ich so zurückschaue, fällt mir auf, dass das Kommentieren wohl zum Volkssport geworden ist.

Wenn etwas passiert, sind wir da. Mit meist wenig hilfreichen und auch hilfreichen Kommentaren. Egal ob es private Nutzer in sozialen Netzwerken sind, die ihre vom Hörensagen genährten Kommentare absondern oder so genannte "Experten" die seltsame Anfragen anonym, aber verletzend und unangebracht über soziale Netzwerke kommentieren oder ob es Medien sind, die sofort parat sind wenn etwas passiert und die oft scheinbar betriebsblind loslegen.

Oft geschieht das Kommentieren scheinbar ohne einmal einen zweiten Blick zu verwenden, sich Gedanken darüber zu machen ob der Kommentar oder die Berichterstattung wirklich angemessen oder gar angebracht ist. Sich einen Moment Gedanken zu machen, ob das der eigenen Aussenwirkung schadet, andere verletzt und deprimiert, vor den Kopf stößt oder andere negative Emotionen von anderen als Rattenschwanz nach sich zieht, scheint ein Moment, der nicht vorhanden ist. Überbewertet möglicherweise? Wer weiß das schon.

Bild Shutterstock
Klar ist, kommentieren muss man schnell. Manches Ereignis verlangt schnelle Reaktionen, keine Frage.

Auf der anderen Seite, das ist nicht immer der Fall. Wer in diesen Fällen jedoch nicht schnell genug kommentiert, läuft Gefahr nicht gelesen zu werden. Was jetzt auch nicht gut ist. Denn das Leben in den sozialen Netzwerken ist verdammt schnell. Wer nicht gesehen wird, wird übersehen und nicht mehr wahrgenommen. So die Befürchtung. Aber ist dem wirklich so? Ich glaube nicht. Ab und an ist es vorteilhafter, etwas mit Bedacht zu tun, sorgfältig zu betrachten und sich dann vielleicht zu äußern. Weil Qualität durchaus besser ist als Quantität und der Grund, einfach mal was gesagt zu haben.

Ich empfinde es als wohltuend, wenn ich mir Zeit nehme, um einen Kommentar abzusondern. Klar bin ich auch schnell, manchmal gar vorschnell, das passiert mir schon auch. Aber ich versuche immer, bewusst zu sortieren. Dinge, die Schnelligkeit erfordern  und die, die Zeit brauchen, einen Moment der Ruhe und des Nachsehens. Und dieser Moment war schon oft dafür verantwortlich, dass ich auch hier den einen oder anderen Blogbeitrag nicht publiziert habe.

Das ist manchmal eine Herausforderung. Oft genug juckt es mich in den Fingern, weil mich die Emotionen überfallen. Besonders wenn ich wieder einmal etwas lese, was definitiv eine Äußerung basierend auf Hörensagen oder pure Besserwisserei gegenüber denen ist, die sich an jemand wenden, der es besser wissen sollte. So oder so.

Diese kleinen Räuber mit ihren Emotionen stehen dann mit ihren schwarzen Masken hinter der nächsten Ecke und versuchen mich quasi aus den Socken zu werfen. Ihr Ziel ist es, mich hinzureißen und zu kommentieren, egal ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht. Sie versuchen, mir die Zeit zu rauben, die es braucht, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr Motto ist klar: Hauptsache die Luft hat gescheppert.

Und klar, obwohl ich ganz genau weiß, dass der eine oder andere Kommentar vor Sarkasmus oder Ironie, Entrüstung oder einem hämischen Lächeln nach dem Motto "Haben wir das nicht schon vorher gesagt" gespickt sein wird, passiert es mir schon auch.
Hinterher hab ich dann einen Kater. Den, des unangebrachten Kommentarrausches. Das kann schmerzhaft sein und oft einen falschen Eindruck hinterlassen. Deshalb habe ich angefangen, mir den Moment von den Schwarzmaskenträgern hinter der nächsten Ecke, wieder zu holen. Ich überfalle sie. In dem ich aufstehe, mich definitiv und nachdrücklich vom Rechner entferne, das Smartphone aus meiner Reichweite platziere und sie so betäube, ausschalte und klare Gedanken fasse.

Weil einfach mal schweigen besser sein kann ... nicht immer, aber in vielen Fällen. 




Das Team der Manufaktur für Antworten und ich wünschen Ihnen allen ein gesundes, erfolgreiches und gutes neues Jahr!

Herzliche Grüße


Birgit





Text: Birgit Bauer
Bilder:

Laternen: Pixabay.com
Sanduhr und Klee: Shutterstock.com