19 Januar 2022

Digitale Gesundheit - Welten zwischen Experten und Patienten und warum wir bessere Infos brauchen!

Wenn es um Digitalisierung im Gesundheitswesen geht, lebe ich in verschiedenen Welten. 

In der Expertenwelt, in der die Fachbegriffe nur so hin und her fliegen, in der ein inspirierender wie spannender Austausch passiert. 

Die andere Welt ist schwieriger. Es ist die Welt der Patienten und Bürger. Es ist eine Welt, in der digitale Gesundheit oft ein schwergängiger Begriff ist. 

Während ich auf der einen Seite flüssig über die ePA parliere, über Interoperabilität diskutiere und mir nebenbei noch Gedanken über DIGA mache, ist da in dieser anderen Welt längst Schluss. Gesprächspartner weitergezogen. Oder ausgestiegen. 

Der Grund dafür ist ganz einfach: Viele Menschen verstehen nicht, was Digitalisierung bedeutet. Reden wir über das Gesundheitswesen, das digitalisiert werden soll, sind viele von diesen Menschen raus. Es herrscht Erklärungsbedarf, weil das Verständnis fehlt. Oder, und das ist wichtig zu wissen, der Mensch ist gesund. Dann fehlt ab und an das Interesse. 

Dennoch entsteht daraus ein Vertrauensverlust und aus diesem oft eine starre Verweigerungshaltung, die sich in allen Gruppen findet, die mit dem Gesundheitswesen leben oder gar darin arbeiten. So gesehen: Digitalisierung betrifft uns alle. 

Eine kurze Warnung, es könnte sein, dass an der einen oder anderen Stelle ein Hauch Sarkasmus mitschwingt. Das möge man mir an den entsprechenden Stellen nachsehen. 

Aber es ist doch so: in Deutschland diskutieren wir gerne. Und ausgiebig. Und wiederholt. Gerade was Digitalisierung betrifft, flammt die oft sehr negative Diskussion gerne noch mal auf. Wieder aufgewärmt, wird sie schärfer und vermiest so den letzten Hauch von Interesse. Wir kennen die Nachteile und Bedenken. Sie erscheinen oft genug in Social Media, den Nachrichten und sonst wo. Die Vorteile? Da ist es wie immer, die gehen irgendwie unter. Ist ja auch kein Skandal. Das Negative verkauft sich einfach besser und das ist wenig hilfreich. 

Zu Nachteilen gehören auch Vorteile und die müssen ebenso Raum bekommen. Es fehlt an  vernünftigen Informationen die ein umfassendes Bild schaffen können. Wenngleich Patient:innen und die Gruppe der Senioren dem aufgeschlossener gegenüber stehen als gesunde Menschen, die wahrscheinlich erst darüber nachdenken, wenn sie ernsthaft erkranken. Das sagen auch Studien wie die aktuelle der Siemens Betriebskrankenkasse.  Und meine eigene Recherche. Da ist Interesse und der Wunsch, die digitalen Lösungen ins Leben zu holen, aber ohne verständliche Informationen geht das nicht. 

Dabei gibt es viele gute Lösungen wenn es um Gesundheit geht und ich finde es wichtig, dass wir digital werden. Das erleichtert einige Dinge, gerade wenn man chronisch krank ist. Weil ein eRezept wiederholte Wege und Zeit spart, eine Videosprechstunde das Warten verkürzen kann, die ePA wiederholte Tests vermeiden hilft und mit aktuellen Informationen Platz für das Wesentliche schafft. Weil künstliche Intelligenz richtig eingesetzt, Dinge in MRT Aufnahmen sieht, die dem menschlichen Auge entwischen können. Und weil mit dem Teilen von Gesundheitsdaten mehr Wissen geschaffen wird. Über Erkrankungen und weil damit auch mehr Informationen für die Menschen geschaffen werden können, die eben mit diesen Erkrankungen täglich leben. 

Ein Füllhorn von Möglichkeiten, die sinnvoll eingesetzt, wirklich Mehrwerte schaffen. Mehrwerte, die es verdienen, wahrgenommen zu werden. Von allen. Nur wissen muss man es halt. Und verstehen. Und wahrscheinlich auch wollen. Was uns zum Kern der Sache bringt: Nicht alle verstehen digitale Lösungen, betrachten sie daher als wenig hilfreich, ab und an hört man sogar, sie wären Unsinn und ich neulich die Frage: Wer braucht sie schon? 

Eine Frage, die klar sagt, dass ein immenser Informationsbedarf besteht. 

Deshalb: 

#weissteBescheid dann wirste Nutzer! 

Erklärt man Menschen die Vorteile von etwas, erläutert wie es funktioniert und kümmert sich um Bedenken, entfacht man eine Diskussion, schürt Interesse und fördert die Nutzung. Menschen werden zu Nutzern. Vielleicht erst probehalber, aber am Ende oft zu ständigen Nutzern. 

#schongewusst - viele warten auf mehr .... 

Ich kenne viele Patientinnen und Patienten, die nur auf mehr Wissen warten. Weil sie möchten, aber aufgrund von Wissenslücken zögern. Es könnten also mehr sein, wäre der Infofluß richtig gut am Laufen. 

#läuftbeiuns ?

Wäre super oder? Tut es aber nicht. Es braucht mehr Kommunikation, Diskussion und Information in der Öffentlichkeit anstatt nur in Expertenkreisen. Wir brauchen mehr positive Nachrichten anstatt die Klagen unterschiedlicher Beteiligter aus ihren Silos heraus. Gut, etwas, das durchaus an gewissen Punkten sicherlich berechtigt ist, aber nicht unbedingt dazu beiträgt, dass man Menschen für etwas begeistert und sie dazu animiert, auch kritisch zu fragen. 

Digitalisierung muss mehr in den Fokus in den Nachrichten. Das Thema muss vom Expertenthema zum "Bevölkerungsthema" werden.

Wir brauchen eine bessere, sichtbare und einfach zugängliche Platzierung von Informationen. Digitalisierung in der Prime Time. Nicht nebenbei. Es gibt soviele Formate, die Dinge erklären, die Wissen vermitteln, warum nicht Digitalisierung im Gesundheitswesen in fünf Minuten?

Nicht nur mit den negativ oder kritisch angehauchten Nachrichten, wenn es um den "heiligen" Datenschutz geht. Sondern auch mit den guten Nachrichten, die darüber erzählen, dass mit Daten Patienten geholfen werden kann oder dass künstliche Intelligenz hilft, die kleinsten Erkrankungsmerkmale zu erkennen oder auch wie DIGAs (Digitale Gesundheitsanwendungen = Apps, die verschrieben werden können) Patient:innen helfen, ihre Erkrankung besser zu managen.  Es braucht auch Nachrichten, die Interesse wecken, die von den Vorteilen erzählen die helfen Gesundheit effizienter zu gestalten und damit z. B. auch mehr Zeit für einen vernünftigen Austausch mit dem Arzt verschaffen. 

Menschen müssen informiert sein. Über das Gute und das Schlechte. Sonst kann man sich keine gute Meinung bilden. 

Es braucht eine konstruktive, aber auch positiv besetzte Diskussion und zwar mit allen, die irgendwie im Gesundheitswesen unterwegs sind. Öffentlich und mit Beteiligten aus allen Bereichen. Auch mit Bürger:innen und Patient:innen. Der Dialog zwischen den Experten und denen, die die Lösungen in der Digitalisierung nutzen, muss stattfinden. Öffentlich, verständlich und so, dass er Interesse weckt. Bedürfnisse, Bedenken und Begeisterung müssen besprochen werden. Öffentlich und nicht in unseren eigenen Silos, in denen wir uns natürlich verstehen. Um zu verstehen müssen wir einen Blick auf alle Meinungen werfen, sie anhören und gemeinsam daran arbeiten, dass Digitalisierung klappt. 

Damit wir uns endlich von der Stelle bewegen, Digitalisierung verstehen und uns damit auseinander setzen und aktiv werden. Ein Expertengespräch ist super, aber limitiert. Um digitale Gesundheit in die Bevölkerung zu bringen, brauchen wir den offenen wie verständlichen Dialog. 

Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Zögern oder Verweigern hilft nur bedingt, vor allem, wenn diese Dinge aus der fehlenden Information heraus kommen. Und das können wir ändern. 

In diesem Sinne, lasst uns diskutieren und informieren! Ich bin da! Wer kommt noch dazu? 

Birgit 


Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG 

Bilder: Pixabay.com