06 Februar 2009

Schwimmflügelreport reloaded - Der 3. Teil

Wie man Wale in hopsende Kängurus verwandelt!

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich sehr über Ihre Komplimente, was den Schwimmflügelreport betrifft. Die Zuschriften, die mich erreichen, sind motivierend! Machen Sie weiter! Ich auch! Und danke!

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns weiter mit der Tierwelt.
Letzte Woche teilte ich Ihnen meine neuesten Forschungsergebnisse über die Primaten und das Verhalten im textilfreien Dschungel mit. Diese Woche widmen wir uns gemütlichen Walen und den kleinen hopsenden Zeitgenossen namens Känguru aus Australien.
Wie? Sie können sich nicht vorstellen, wie ein Wal in ein Therapiebad gelangt und was er mit dem Känguru hüpfenderweise gemeinsam hat?
Nun, das ist eigentlich ganz einfach. Man nehmen eine Dame die an akuter Faulitis leidet und zum gemütlichen Tümmler mutiert, der sich entspannt in wärmenden Wogen wälzt und wenig Ambitionen hat, sich zu bewegen.

Klartext: Ich war faul, richtig faul. Es war ein heller, fast frühlingshafter Tag und das heiße Außenbecken lag genau in der Mittagssonne. Also beschloss ich zu entspannen und wie ein kleiner, zierlicher (im Vergleich zum richtigen Tier ist das durchaus erwähnenswert! ;-)) ) Wal zu dümpeln. Ein wenig planschen, gemütlich in einer der blubbernden Sitzkuhle versinken und wie gestrandet in der Sonne liegen.
Seufzend suhlte ich mich walwonnig im heißen Freibecken, umgeben von nichts als dem sanften Blubbern und Plätschern der streichelzarten Wellen und himmlischer Ruhe.
Was fühlte ich mich wohl! Leider fühlte ich mich zu wohl.
Das Schicksal unterbrach mein entspanntes Treiben in Wogen und Gedanken jäh. Es kam in Form eines sehr freundlichen und zuversichtlichen Therapeuten, der es richtig gut mit mir meinte. Das muss ich ihm zugestehen.
Allerdings sank seine Bewertung in den Keller, als er mich in das Therapiebecken bat und mir freundlich die neueste Badeschuhmode vorstellte. Die Walgamasche am Fußgelenk. Sie ist knallblau, wenig modisch, überhaupt nicht schlank machend und aus Styropor, mit Auftrieb. Der ideale Badeschuh. Unmodisch und lästig für gestrandete Tümmler mit akuter Faulitis wie mich. Auf Auftrieb war ich auch nicht aus. Den habe ich nämlich selbst, in Form eines eingebauten kleinen Schwimmreifens, der mich immer oben hält.

Der zuversichtliche Physiotherapeut hatte große Pläne. Er erzählte mir lächelnd und hoch erfreut, dass er mich wieder richtig fit machen will. Ein Vorhaben, das mir nur bedingt gefiel, ich ahnte schon, dass das in Anstrengung ausarten würde. Eine Tatsache, die mir, der Sonnenhungrigen gar nicht gefiel. Als der junge Mann mich mit weiteren Auftriebshilfen, die im Übrigen mehr als unhandlich und Problemzonen betonend daher kamen, ausrüstete, konterte ich mit bissigen Kommentaren. Allerdings zählten meine Argumente nicht. Der Mann kannte keine Gnade.
Ausgerüstet mit dem ganzen Styropor hätte es sich bestimmt gut entspannt, denn einen Moment später trieb ich lässig auf meinen Schwimmhilfen durchs Becken.
„Herr Ober einen Fruchtpunsch mit Schuss auf Eis bitte!“, war meine Order.
Sie verhallte ungehört. Der Fachmann lachte und hatte andere Dinge mit mir vor. Anstatt mich, die Luxuslady mit Tümmlerambitionen mit einem Fruchtpunsch zu verwöhnen, gab er den Drill Instructor.
Zuerst musste ich leicht wedeln. Wie beim Skifahren. Und, welch Wunder, mein Dekollté war begeistert. Es wogte sacht im Tankini und erfreute den auf der anderen Seite des Beckens befindlichen Herrn. Eine weitere Therapeutin behandelte dort ihren Patienten und hatte, nachdem ich denn Mann aus meinem Ausschnitt rettete, zu tun, dass er, völlig windschief in seinen Poolnudeln hängend, nicht in letzter Sekunde ertrank.

Er bevorzugte es nämlich, weiter in die Tiefen meines Ausschnittes abzutauchen. Mitfühlend bot ich ihm großzügig eine meiner Schwimmhilfen an, die er dankend ablehnen musste. Der strafende Blick und der Hinweis, uns auf die Übungen zu konzentrieren, mahnte uns zu nötigem Ernst.
Etwas, was mir zunehmend schwer fiel. Wer mich kennt, weiß, dass ich in solchen Situationen nicht wirklich ernsthaft bleibe. Im Gegenteil, meine Fantasie beginnt eigene, meist sehr witzige Wege zu gehen. Dann habe ich Kino im Kopf und der Lachfaktor steigt.
In diesem Fall war es die Sequenz des gestrandeten Tümmlers, der gemütlich planscht und ständig ermahnt wird, während er kleine Fische aus seinem Ausschnitt rettet und vorsichtig an den Beckenrand befördert. Was mich leider dazu brachte, den Spaßfaktor in meinen Gedanken in fantastische Höhen zu treiben.
Thema des Tages: Gestrandeter Wal rettet kleine Fische aus Untiefen! Kleiner Wal in Poolnudeln verknotet muss vor dem Untergang bewahrt werden, weil er einen akuten Anfall von Lachitis erlitt.

Ich träumte von einer groß angelegten Rettungsaktion und hopste wedelnd weiter, ließ die Hüften kreisen und versuchte krampfhaft die Beine auf der Erde zu halten, was die Walbadeschuhe aus der glamourösen Badekollektion erschwerten. Noch dazu musste ich auch die Lachblasen in meinem Bauch kontrollieren.

Mein bemühter Therapeut deutete mein fröhliches Grinsen allerdings falsch. Ihn erfreute meine Begeisterung so, dass er mir ein weiteres Spielzeug in die Hand drückte. Eine Art Gewicht, nur, dass man es nach unten stemmt und nicht nach oben. Wegen des Auftriebes, Sie wissen schon.
Zur Hochform auflaufend drängte er mich, das Teil gegen seinen Willen unter Wasser zu stemmen. Das Kuriositätenkabinett vervollständigte sich. Der Wal im Tankini wurde zum Gewichtsmeister.

Laut feuerte mich mein neuer „Freund“ vom Beckenrand an und grinste nur bei meiner Drohung, ihn in Kürze selbst zu versenken. Langsam wurde aus dem freundlichen Wal ein Killerwal mit Rachegelüsten. Wieder landete der Blick des Beckennachbarn in meinem Ausschnitt und ich bekämpfte den Auftrieb am Po, strampelte mit dem Fahrwerk ohne Halt zu finden, drückte das Gewicht nach unten und kämpfte mit einem Lachanfall und mit Rachelust.

„Po runter, auf die Zehenspitzen und fest drücken!“ Einfacher Befehl mit großer Wirkung: Der Wal driftete ab und trieb wie ein Stück großes Treibholz durch die Gegend. Ich versuchte mein Fahrwerk unter Kontrolle zu bringen und verfluchte den Tatkräftigen am Beckenrand.
„Wenn nicht bald was Ruhigeres kommt, räche ich mich!“, war meine gemotzte Ansage.
„Sie sind jetzt ein Känguru und hopsen durch das Becken!“, kam der Befehl des Kommandanten.
„Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“, gab ich, frei nach dem Motto der Sendung, die nie einer sah, zurück.
An seinen zoologischen Kenntnissen musste der junge Mann unbedingt arbeiten! Kängurus sind Landtiere! Biologie: Setzen, sechs!
Mein Flehen wurde nicht erhört. Kein Ranger, keine Klappergebissviper und kein Silberrücken eilten mir zu Hilfe. Sie hangelten sich wahrscheinlich durch den textilfreien Dschungel und gierten nach Frischfleisch auf der Saunabank. Statt dessen rettete ich einen weiteren hinzugekommenen Beckennachbarn aus meinem Ausschnitt und drohte anschließend mit Vergeltung.

„Schön die Knie hoch, Sie sind ein richtig sportliches Känguru!“
Nein, ich bin, wenn dann, ein Walguruh. Die neue Tierart aus Wal und Känguru! Und zwar eines von der faulen Sorte! Eines, das seine Ruhe will und Übertreibungen hasst!
Doch es kam der Zeitpunkt, da forderte der junge Mann mich heraus. Provokant feuerte er mich an und meinte, mich zu Höchstleistungen treiben zu können. Nicht nur, dass er mich unsanft aus der Mittagsruhe zitierte, er verschaffte mir Auftrieb, den ich nicht benötigte, und kam mir mit unqualifizierten Tiervergleichen.

Es reichte! Leicht angesäuert knallte ich die Schwimmhilfen auf den Beckenrand und sah drohend aus den Fluten. Was leider ignoriert wurde, denn der Kerl zückte tatsächlich weitere Folterinstrumente. Und lächelte. Als ich ihm erzählte, dass meine Rache gar fürchterlich sein würde, war seine Geste lässig. Was will der kleine Wal denn schon?

Getäuscht Herr Therapeut! Als ich dem Herrn am Ende meiner gymnastischen Lehrstunde als offenbarte, wer ich bin und erwähnte, dass es genau diese Reportagenreihe gibt, war ich es, die grinste. Amüsiert und mit einem gewissen Wohlgefühl in der Magengrube!
Das zarte Erröten des jungen Mannes mit dem Satz: „Ach Sie sind diese Autorin? Sie haben einen legendären Ruf hier im Bad!“, versöhnte mich. Und nächste Woche komme ich wieder und wehe einer holt noch einmal diese unmodischen Badeschuhe aus dem Schrank. Dann schwimme ich lieber eine Runde mit „Leuchtrakete“, die übrigens neuerdings auch in Bonbonrosa erhältlich ist!

Und eine Statistik gibt es auch nicht, es scheint, als wäre der Tag des badenden Paares gewesen und außerdem war da dieses Virus: Faulitis, das sich seuchenartig über die Badenden verteilt hatte….
Herzlichst und wie immer mit dem frechen Grinsen
Birgit Bauer