20 Februar 2009

Schwimmflügelreport reloaded ! Der 4. Teil!

Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem ich Sie in der letzten Woche leider im Stich lassen musste, ist das Warten nun vorbei. Es geht in die nächste Runde …

In diesem Teil geht es um Schönheit und Schatzi und Spatzi, eine kleine Liebesgeschichte.
Da Pappnasen nicht wirklich wasserfest sind, hat die badende Gemeinde sich wohl in trockene Gefilde geflüchtet und feiert.
Was denen, die sich trotzdem in die Fluten stürzen, gefällt. Denn es ist ruhig.

Dennoch gibt es sie, die kleinen und großen Probleme, die sich zwischen den kleinen, plätschernden Wellen des warmen Wassers verbergen. Das Highlight sind sicherlich Schönheitsdiskussionen und damit kommen wir schon auf den Punkt.
Sie war nämlich da! Bei „Sie“ handelt es sich um die gemeine Jury aus dem Verein der künstlich Verschönerten. Drei Ladies, auf Hochglanz gestylt, begaben sich mit kostbarer Föhnwelle in den Fluten.
Nachmittags, 14.00 Uhr im Rehabad: Die Frisur hält.

Das gestylte Dreigestirn fand sich in einer ruhigen Ecke des Blubberbeckens zum Casting zusammen. Gesucht wurde entweder die scheußlichste Erscheinung oder die beste OP. Genau war das nicht zu erfahren. Die Jury war sehenswert. Eine der Damen war im Bereich des Oberkörpers definitiv aufgepolstert, die andere hatte eine Idee Botox zu viel im gestrafften Gesicht und die Dritte hatte aber eine übertrieben geformte Stubsnase, die mich kurz an einen verfallenden Popstar denken ließ.
Sie verfügten unter anderem über tätowierte Balkenaugenbrauen, dunkelbraun tätowierte Lippenkorrekturen und falsche Fingernägel. Sie waren jung gepimpt und nahmen kein Blatt vor den Mund. Offen redeten sie über das, was an ihnen vorbeikam. Auch über mich.

„So jung, die bräuchte eine Generalüberholung!“, war das vernichtende Urteil mich betreffend. Der nächsten Dame empfahl man ein "Permanent Make-up" und Nasenkorrektur, weil der Zinken nicht in das Gesicht passte.
Pikiert zog die Jury, die gut in ein Gruselkabinett gepasst hätte, unüberhörbar über alles und jeden her.
Eine ältere Dame neben mir grinste diabolisch. Über ihre Lachfältchen um die mehr als wunderschönen braunen Augen hatte das strenge Gericht von „Deutschland sucht die Supergepimpte“ ebenso gelästert. Wir nickten uns in stillem Verständnis zu und schlugen zurück.
Meine Nachbarin begann: „Na meine Damen, da hat der böse Doktor aber auch eine Ausbildung zum Metzgermeister gemacht! Sie sollten ihn verklagen!“
Dass der Lacher im Becken auf der Seite meiner „Kollegin“ war, dürfte klar sein. Die Maskenhafte erstarrte kurz völlig und ließ die Mundwinkel völlig unsymmetrisch nach unten hängen. Wie unästhetisch!
„Ach komm, die kennt sich nicht aus. Überhaupt, die und ihre hängende Oberweite kann gar nicht gegen mich!“, tröstete die mit der großen Oberweite. Laut und deutlich. Was einige Herren dazu brachte, mit dem Kopf zu schütteln und sich grinsend abzuwenden.
Der Qualitätsanspruch der badenden Herren ist hoch! Und das, wo sie sonst jedem Tankinizipfel hinterher sehen. Als ich zum Ausgang schwamm und an der strengen Jury vorbei musste, erntete ich mitleidige Blicke von Stubsnase und Silikontussi.
„Ich schwimme wenigstens ohne Hilfe von üppig verteilten Sanitärbaustoffen oben!“, war mein Kommentar.
Von hinten kam ein nicht überhörbares Kompliment „Die Frau ist Natur pur und wunderschön!“ von einem meiner Verehrer, den ich schon öfter getroffen und auch kurz davor aus meinem Tankini gefischt hatte. Danke!

Dann halfen die Jungs im Becken zusammen. Sie lästerten weiter zurück, schienen ihren Spaß zu haben und brachten die Jury dazu, das Casting vorzeitig abzubrechen. Empört verließen die Damen das Bad, um im Café nebenan den Ärger in Piccolo zu ertränken und mit Torte zu ersticken.
Nachmittags 15.00 Uhr: Die Frisur wirkt leicht derangiert, die Seele braucht Frustkiller!

Ich ging zurück ins Rehabecken und traf dort auf Schatzi und Spatzi. Er ist Schatzi, manchmal etwas raubeinig, kleines Knödelgeschwür vorne und herzlich, während sie, Spatzi, freundlich, wohlgeformt und manchmal eine Spur zu laut ist. Sie quietscht gerne, wenn er ihr etwas ins Ohr flüstert. Schatz und Spatzi sind häufig da und ich finde sie einfach nur süß. Die beiden sind, so hat mir Spatzi in einem kleinen Plausch neulich verraten, lange verheiratet.
Man hält sie immer für ein Kurschattenverhältnis weil sie noch immer turteln und so herzlich miteinander lachen als wären sie frisch verliebt. Und sie sind es wirklich. Wie am ersten Tag. Sagt sogar Schatzi. Die beiden benehmen sich wie Teenager.

Besonders, wenn es darum geht, sich beim Umziehen zu trennen. Das mögen sie beide nicht. Deshalb geht Schatzi immer vor, checkt die Lage und holt dann Spatzi nach, wenn die Luft rein ist, um dann gemeinsam in einer Kabine zu verschwinden.
Ich habe dieses Ritual schon desöfteren aus sicherer Entfernung beobachtet und mich köstlich amüsiert. Die beiden sehen nach dem „Umziehen“ immer völlig entspannt aus. Sie ist rot wie ein Teenager, er ist nervös wie ein junger Verehrer und grinst wie ein…… nein, ich sag´s nicht … wer mich kennt, kennt den Spruch vom Maikäfer und wer nicht, der kann mich fragen.
Sie werden sowieso gleich erfahren, wann und warum Maikäfer glücklich grinsen.

Ich war gerade in meine Umkleidekabine verschwunden, als Schatzi kam. Er checkte cool die Lage, lungerte eine Weile herum und holte dann Spatzi. Was dann passierte? Ich werde es entgegen meiner sonstigen Deutlichkeit und in Rücksicht auf diese zwei Süßen ganz lieb formulieren. Ausserdem gehe ich davon aus, dass Sie Menschen voller Fantasie sind!

Sie sahen sich, fielen sich in die Arme und machten sich glücklich. Leise, dezent und doch nicht unbemerkt. Von mir.
Aber ich war auch ganz leise und schlich wie ein Indianer davon. Im Föhnraum traf ich sie wieder. Er kam zuerst. Grinste glücklich wie der Maikäfer. Dann kam sie, grinste ebenfalls und nahm ihn in den Arm. Er flüsterte, sie kicherte, er wurde rot, sie gab ihm eine zärtlichen Schubs. Ich war die Unschuld in Person und habe nichts gesehen. Nur gehört. Das ein oder andere.
Leise lächelnd verschwand ich. Gerade als ich am Ausgang nach meinem Schlüssel suchte, tippte mich Spatzi auf die Schulter: „Sie verstehen das oder?“, sagte sie hochrot im Gesicht. „Klar doch!“ „Sie sind auch verliebt gell?“

Ich nickte. Ich verstehe doch alles und das am besten. Ich bin doch selbst verknallt.

Und Schatzi und Spatzi, falls ihr das jemals lest, wenn ich in eurem Alter bin, will ich das genau so erleben können! Inklusive der kleinen Abenteuer in der Kabine!

Schmunzelnde Grüße
Birgit Bauer, die wie ein Indianer schleicht und Ihnen ein Augenzwinkern schickt!