08 März 2009

Schwimmflügelreport reloaded ! Teil 6!

Schwimmflügelreport reloaded – Teil 6!

In der Durchsage des Verkehrsfunkes könnte es sich so anhören:


„Achtung, wir haben gerade eine Staumeldung hereinbekommen. Auf der 3. und 4. Bahn des Schwimmerbeckens kommt es zu Stauungen. Hier befindet sich ein Schwertransport, der nicht überholt werden kann. Wir bitten Sie, den Bereich weiträumig zu umschwimmen und den Umleitungsbeschilderungen zu folgen. Sollten Sie bereits im Stau stehen, wünschen wir Ihnen viel Geduld!“

Ich stand schon in einem Parkhaus im Stau, auf der Autobahn und sogar auf einer italienischen Landstraße. Wegen eines Fußballspiels, das gerade als ich nach Hause wollte, gerade aus war, wegen eines Unfalles und wegen einer Schafherde. Aber ich befand mich noch nie schwimmend in einem Stau. Bis jetzt!


Der Schwertransport bestand aus einem plaudernden Damenduo in Übergröße, das geschminkt für den Opernball eben noch schnell die letzten drei Stücke Sahnetorte los werden wollte.
Dramatisch pflügten sie im Schneckentempo durch das Wasser, alles schwappte und wellte. In Zeitlupe! Jeder Spritzer hätte sonst die Spachtelmasse im Gesicht in Bewegung gebracht. Und nein liebe Leser, hier fällt mir kein wirklich diplomatischer Ausdruck ein als Spachtelmasse. Das Make-up war wirklich üppig verteilt.


Wir, eine Leuchtrakete, ich und ca. 12 andere Schwimmer, zuckelten hinterher, froren und machten unserem Ärger über die Behinderung auf der Schwimmerautobahn laut Luft. Denn, das Außenbecken ist nicht wirklich kalt, bewegt man sich aber in der Schwimmzone nicht genügend, wird es frostig. Unser Veto wurde geflissentlich überhört, denn, so die Begründung der Damen, wir sind in einem Erholungsbad und das Schwimmerbecken ist nicht für das sportliche Schwimmen ausgelegt. Klar, der Inhalt des Schildes am Eingang sagt so etwas, aber muss man deshalb fast Stehschwimmen und zur Frostbeule mutieren?


Der Schwertransporter dümpelte wie eine Kolonne Nilpferde vor uns her und diskutierte weltbewegende Themen, während der Rest vor sich hin bibberte und versuchte mit Antäuschversuchen links, rechts vorbei zu ziehen. Nur wenige hatten Erfolg. Denn so ein Schwertransporter in XXL ist nicht gerade schmal und benötigt enorm viel Platz.


Die Themenauswahl des Duo´s war extrem tiefgründig. Der Unterschied von Nussschokolade im Vergleich mit der italienischen Zartbitterschokolade, Make-up Trends und der Inhalt der Windeln des Enkelkindes, das die Schwiegertochter offensichtlich falsch ernährt. Das Biest. Kann sich nicht um ihre Kinder kümmern und ist aufsässig obendrein. Was dem Schwiegertiger gar nicht gefiel und ihn dazu veranlasste zum bissigen Säbelzahnschwiegertiger zu mutieren. Laut trompetete die Dame im Opernlook ihren Frust in die Wellen und versank fast, als sich ein Bademützenträger der sportlichen Art, die ich Ihnen gleich noch vorstelle, leicht spritzend vorbei schwamm.
Gurgelnd erhob die andere Dame ihre grölende Stimme und beklagte sich über „die frühpubertären Spritzer, die meinen, mit ihren 70 noch attraktiv zu sein und rüde die Damenwelt belästigen, wo sie doch ganz andere Herren haben könnte“.


Das war der Augenblick, indem ich fast vor Lachen in den Fluten versank und Leuchtrakete sich neben mir lachend an der Bahnabtrennung festkrallte, um dem Untergang zu entgehen.


Der „spätpubertäre Spritzer“ drehte sich lachend um und meinte nur „dass er lieber spätpubertärer Spritzer wäre, als altertümliche Wuchtbrumme ohne Spritzigkeit. Außerdem würde ihm von den Damen hier bescheinigt, dass er im noch sehr spritzig wäre, was man von den Damen ja wohl nicht behaupten könne“, was den nächsten Lacher hervorrief.


Uns brachte die Attacke des Spritzers neben dem Applaus, dem wir ihm zollten, übrigens noch etwas: Auf einmal löste sich der Stau auf und die beiden Tiger (die übrigens perfekt im textilfreien Dschungel aufgehoben sind und sich sicherlich mit Silberrücken verstehen würden!) schwammen auf einmal hintereinander.

Sie hatten wohl bemerkt, dass sie ungefähr 15 Leute hinter sich hatten, die nur darauf warteten, endlich etwas mehr Platz auf den vier verfügbaren Bahnen zu haben. Dass wir uns alle köstlich amüsierten und uns das Lachen vor dem sicheren Dasein als Frostbeule bewahrt hatte, muss man an dieser Stelle den Säbelzahnschwiegertigern positiv zugutehalten.


Beachten Sie also bei Ihrem nächsten Erholungstrip ins Wasser, dass die unbekannte Tierwelt reichhaltig und voller neuer Gattungen ist und man vor jugendlichen Spritzern in sportlichen Badekappen nicht gefeit ist.


Was uns zu „Sporty“ bringt. Unserer neuen Kandidatin für „Germany´s next Badekappe“.
„Sporty“ ist quasi das Kondom für den Kopf. Sie kommt gerne in uni oder mit dezenten Sportdrucken in dezenten Farben an. Die Badekappe liegt eng an, formt jede Frisur zum anliegenden Pelz und hat gerne eine gewisse Ähnlichkeit mit „Doppel0 Agentin“, denn sie trägt Brille. Aber eine zum Schwimmen. Ob sie auch für Spionagezwecke eingesetzt wird, konnte ich nicht ergründen. Getragen wird „Sporty“ von besonders sportlichen Schwimmern. Bevorzugt von „spätpubertären Spritzern“, die sich ihren Weg frei kraulen! Und die mir äußerst sympathisch sind, denn sie verstehen sich auf das Erlegen von Säbelzahnschwiegertigern.


Statistisch gesehen hatte ich dieses Mal meine Ruhe, was sicherlich auch daran lag, dass altertümliche Wuchtbrummen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und so das Lästerthema des Tages waren. Denn, die Becken sind nebeneinander und solche Ereignisse machen schnell die Runde!


Und bevor ich es vergesse, einen lieben Gruß an den Kerl, der mir wieder mal die Walgamaschen aus Styro umschnallte und meinte, wir wären ganz gemütlich! Um es so zu sagen: Wir waren so gemütlich, dass es mir diese Erwähnung wert ist! Denn auch wenn ganz klar ist, dass sich Styroteile an den Fußgelenken nicht wirklich vorteilhaft auf die Schlankheit des Ohrläppchens auswirken und sich auch nicht unter Wasser drücken lassen, war es dieses Mal auch ohne Känguru getan. Was ich dem jungen Mann hoch anrechne, denn einer der Mitschwimmer wartete nur auf mein Gehopse um im Tankini zu versinken! Und ein Nachmittag ohne Rettungsaktionen macht auch Spaß!


In diesem Sinne, fröhliches Schmunzeln!


Wie immer mit einem Augenzwinkern

Ihre Birgit Bauer