Vor einigen Wochen wurde ich
40. An einem Donnerstag dem 40.
Sozusagen. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, ich finde es nämlich absolut
klasse 40 zu sein.
Unkenrufe
Begleitet von Unkenrufen und
wehleidigem Gequake über mein zukünftiges Alter begab ich mich daher einige
Tage vorher auf die „Geburtstagsflucht“. Diese Bezeichnung bekam ich gegen den
Latz geknallt, als ich bekannt gab, dass ich keine Party wollte, sondern mich
entschlossen hatte, meinen Ehrentag in Italien zu feiern. Weil es mein Tag war
und nicht der Tag der Arbeit, um für die anderen eine Party zu organisieren,
damit sie sich amüsieren könnten. Ich fand, es war an der Zeit mich selbst zu
amüsieren und organisierte meine ganz eigene und persönliche Party. Im Chianti.
Doch zurück zu den Unken.
Die quakten fleißig um die Wette. Wussten Sie, dass viele Menschen sich richtig
viel Zeit nehmen, um über das Alter nachzudenken und es sich in grauen und dunklen Farben auszumalen?
Klar, verstehe ich, manchmal muss das sein, aber im Dauerrepeat übers Altern jammern?
Ich mache das auch. Von Zeit zu Zeit packt auch mich die Panik. Dennoch lebe ich zu sehr im Hier und Jetzt und zu gerne, als dass ich mir ausmalen wollte. Außerdem: Ist eine 4 vorne dran so übel?
Dauernd wurde ich gefragt,
ob ich Panik hätte? Nö! Wieso auch? Warum sollte ich vor der „güldenen 4“, wie
ich sie liebevoll nannte, Panik haben?
Das Alter ist nicht
aufzuhalten. Die Zeit tickt. Seit meiner Geburt. Keiner hat es bisher
geschafft, nur eine Sekunde davon zu stoppen. Wieso sollte ich mich als zu den
Unken gesellen?
Werde ich eben eine Oma, bin
uncool und raus aus dem Diskoalter. Bitteschön. Und ja, meine Biouhr tickt laut, meine Eierstöcke produzieren langsamer
und auch mich wird die Menopause ereilen. Die ist nämlich serienmäßig. Was die
Falten betrifft, wenn sie kommen, dann sind sie da, ich werde dazu stehen. Weil
ich glaube, dass man Leben durchaus sehen darf. Soll.
40!
Vor einigen Wochen war er dann
einfach da. Ich erwachte an meinem Donnerstag dem 40. und freute mich. Die güldene 4 war nun vorne an meinem Alter und hat überhaupt nicht weh getan. Ich war auch nicht sofort in der Menopause, entdeckte keinerlei
extreme Grauhaarpopulation auf meinem Kopf und benötigte auch keine orthopädisch
wertvolle Schuhe mit Einlagen und wirkte auch nicht faltig.
Ganz im Gegenteil, mir
grinste eine vergnügte Jungvierzigerin entgegen, die einen ausgedehnten Bummel
plante, dann faulenzen wollte und sich durch die Leckereien der toskanischen
Küche futterte.
Ein Blick aufs "Alter"!
Es war auch Zeit jetzt 40 zu
werden. Ich genieße mein Alter. Ich bin angekommen. Bei mir. Ich habe
Unsicherheiten, unnötige Einlagen als Drama Queen, Zicke und des
entscheidungslosen Hin- und Her, das sich manchmal bietet, hinter mir gelassen.
Im Laufe der Zeit habe ich wohl verstanden, das Wichtige (gute Entscheidungen) dem Unwichtigen (dramatischer Auftritt mit Stresspickel und Schreikrampf) vorzuziehen sind. Ein Prozeß, der sich in den letzten Jahren stetig und positiv entwickelte. Ein tolles Gefühl.
Außerdem, ich habe viele
Dinge geschafft, Ziele erreicht und habe noch viele Türen offen, die ich so
durchschreiten könnte.
Die Statistik und das wahre Leben
Mit 40 ist Frau, statistisch
betrachtet, an der Lebensmitte angelangt und hat doch noch jede Menge Zeit für
Neues, Spannendes und Aufregendes übrig. Wenn man das will. Ich wollte, will
und werde. Weil ich auch weiß, dass ich nichts zu bereuen habe.
Blickt man in die Welt, ist
der 40. tatsächlich kein Unglück mehr. Ganz im Gegenteil. Frauen bekommen
Kinder jenseits der 40., sind erfolgreich, verwirklichen neue Ideen und haben
jede Menge Spaß. In jeder Beziehung. Und Frauen ab 40 können verdammt knackig
und sexy sein.
Sie erlauben sich, ganz sie selbst zu sein und sind schon mal, jugendlich
formuliert, ein wenig uncool wenn ihnen danach ist und stehen lachend dazu. So unter uns gesagt, mich 30 hätte ich mich in so mancher Situation mit einem kleinen, mitleidigen Lächeln bedacht. Heute genieße ich in vollen Zügen und interessiere mich noch weniger als früher für das, was andere möglicherweise denken könnten. Und wenn ich so die fortgeschrittenen Vierzigerinnen beobachte, kann ich nur feststellen: Sie ziehen ihr Ding durch und leben ihr Leben auf eine charmante
Weise, die gut tut.
Und nun?
Seit ich 40 bin, hat sich
nichts und doch jede Menge verändert. Mein Alter macht mir Spaß. Neuerdings kann ich Klamotten tragen, die ich vor 10 Jahren schon todschick fand, die ich aber nie kaufen konnte, weil sie nicht zu mir passten. Heute trage ich sie und freue mich. Ich bekomme immer noch jede Menge
Komplimente, fühle mich schön.
Selbst
wenn ich von Zeit zu Zeit ein neues Lachfältchen entdecke oder ein Haar mitten
in der Lockenpracht ein eigenwilliges, silbernes Schimmern entwickelt, dann ist
das ok.
Ja, ich gebe zu, nächtliche
Touren brauchen längere Regenerationsphasen. Genauso wie lange Shoppingtouren.
Die schreien förmlich nach großen Pötten mit Cappuccino und Entspannung. Ich
lasse viele Dinge ruhiger angehen und teile mir meine Kräfte anders ein, bin
immer noch neugierig und frech.
Es ist gut so wie es ist.
Die 40 tut nicht weh und wer sich mit 30 schon in Richtung Dramaqueen begibt,
der sollte sich das noch einmal überlegen. Es ist zu genial 40 zu sein.
Ehrlich.
Übrigens, danke an das Team
der Instyle. Die brachte im Juni - Heft einen Artikel zu diesem Thema, den
ich sehr amüsiert verfolgte. Ich kann nur sagen: Klasse Sache, ich freu mich
jetzt erst mal auf den 50er. Der scheint ja auch mehr als spannend zu sein. ;-)
Volle 40 Grüße!
Birgit