Was waren die letzten Wochen aufregend.
Sie waren groß wie
ein Superlutscher, riesig wie eine Mondrakete und voller Eindrücke. Sie machten
mich zur Überfliegerin. Es war schön.
Da war ein wenig Luxus, Spannung und Überraschungseffekte, die ich nie erwartet hätte. Wer hat schon die
Gelegenheit in einem Gentlemans Club in London zum Dinner geladen zu sein?
Es war oft auch anstrengend, wenn Flugpersonal streikte, das Wetter meinen Reiseplänen einen Strich durch die Rechnung zog oder ich mal wieder zur
Wandlerin zwischen den Welten wurde und mich zwischen Vorträgen halten und
hören, dem Artikel verfassen und meinem privaten Leben wie eine kleine Schlange
durchschlängle und dennoch Spaß hatte.
Es ist ein Leben, das besser nicht sein könnte, auch wenn
es, bedingt durch mein Dasein als MS Patientin, oft schon auch an meine Grenzen
geht an denen ich stetig arbeite und sie ausdehne.
Ehrlich gesagt wäre es wesentlich öder und leerer, würde ich
dem nachgeben, was mir so manch einer gerne immer vorschreiben würde: Ein Leben
in der Sofakuhle. Still, sittsam, ruhig. Geht gar nicht. Und doch ist es genau
diese kleine Kuhle, die sich perfekt meinem Körper anpasst, wenn ich in sie
hineinsinke und eine Pause brauche. Denn ich habe sie ja, ich nutze sie nur
nicht im Dauerbetrieb.
Wenn ich sie aber nutze, ist es die Tasse mit dem
Lieblingstee, das Schnurren meines Katzenopas neben mir und das Wissen, dass
ich einfach nur mal sein darf.
Kleine Dinge, die dann ganz groß werden. Die Landeerlaubnis
für Überflieger, die Pause im Überfliegen, die Einladung zum Verweilen.
Dinge, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, mich mit
Ruhe beschenken und mich dankbar für das ganze Große da draußen sein lassen,
das sich mir gerne auf dem Silbertablett serviert. Manchmal auch nicht, dann
hole ich es mir und genieße das auch. ;-)
Es ist das Lächeln von Herzblatt, wenn er sich freut, dass
ich da bin und es ist die Freude über meinen gefüllten Kühlschrank, aus dem ich
mich bedienen darf. Es ist das warme Licht meiner Lampen, das mein Gemüt
beruhigt, ein leises Lied im Radio, die Rosen vor meinem Bürofenster, die mich
an warmen Herbsttagen noch anstrahlen, bevor ich sie in Winterschlaf schicke
und die nette Email mit dem einen Satz: Hey, schön, dass du da bist!.
Einfaches ganz groß. Und so wichtig. Weil man diese
Kleinigkeiten oft übersieht, weil man zu gesättigt und verwöhnt ist vom Leben
da draußen und weil man zu beschäftigt ist mit dem Gedanken, doch noch ein
wenig höher, weiter oder breiter zu werden und zu wachsen. Stetiges Entwickeln,
dauerhaftes Lernen, das Fassen heldenhafter Gedanken, alles schön und gut, aber
man droht abzuheben und dann schaden Pausen mit ein wenig Erdung in Sachen „Kleinigkeiten“
gar nicht.
Der Landeplatz ist erreicht! |
Es ist die Pause zwischen den Wachstumsphasen, die so
lehrreich ist. Wer nur noch wächst, vergisst die Welt. Zumindest ist die
Chance, dass die kleine Welt in Vergessenheit gerät, recht groß.
Dabei ist die kleine Welt genauso wichtig. Weil sie uns
Dankbarkeit lehrt und Demut zeigt. Demut und Dankbarkeit für die Dinge, die in
ihrer Winzigkeit oft größer, länger, breiter und weiter sind, als wir auf den
ersten Blick vermuten. Kleinigkeiten, die das große Abgehobene, das uns
mitreißt in die Weiten des Universums, mehr als in den Schatten stellen.
Was waren Ihre besonders großen
kleine Dinge in der letzten Zeit? Landen Sie und sehen sie sich um!
Ihre
Birgit Bauer
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