Die Spargelsaison läuft und begeistert. Immer von Mitte
April bis zu Johanni am 24. Juni gibt es das Gemüse aus dem Bifang erntefrisch
auf den Teller. Könnte man meinen. In diesem Jahr allerdings ist alles etwas
anders. Die Natur brauchte nach einem sehr langen Winter mehr Zeit, um in
Schwung zu kommen und das miese Wetter tat sein Übriges, um schnelles Wachstum
zu verhindern.
Der Frühlingsschmaus mit dem Spargel ließ zunächst auf sich
warten. Wie immer freuten sich Genießer auf die weißen und grünen Stangerl
frisch vom Feld.
Einige konnten es gar nicht erwarten. Der Spargel musste
her. Koste es, was es wolle. Am besten vor dem eigentlichen Erntezeitpunkt und
spätestens aber pünktlichst zum richtigen Erntezeitpunkt.
Es gab eine Lösung: Die neueste Methode der heimischen
Spargelerzeugung, so vernahm ich der Presse, ist die Feldheizung. Mit
Hackschnitzel. Entwickelt von einem Erzeuger, der seinen Kunden entgegen kommen
wollte. Weil das ökologisch und ökonomisch noch vertretbar sei.
Soweit so gut. Allerdings schoss mir beim Lesen ein Gedanke
durch den Kopf: Wo bleibt die Vorfreude? Sind wir schon so verwöhnt, dass der
Mensch der Natur immer ein Schnippchen schlagen muss, nur weil genau jetzt
Spargelzeit ist und sich das Gemüse noch Zeit lässt?
Von der Ökobilanz des Feldheizens abgesehen: Wie sinnvoll
ist die Aktion? Nur, damit man einige Wochen schneller ist? Die Begründung ist,
der Kunde jammert. Spargel hat oberste Priorität. Offenbar genauso wie
Pünktlichkeit.
Klar wäre mir ein gutes Zeitmanagement der Natur manchmal auch
angenehmer. Schließlich habe ich mich seit dem Ende der Spargelsaison 2012 auf
das erste Spargelstangerl von meiner Lieblingsbäuerin gefreut. Aber wie heißt
es so schön? Der Natur muss man wohl oder übel ihren Lauf lassen, und wenn sie
noch Zeit braucht, dann ist das so. Könnte man denken, würde man sich einlassen
und es eben akzeptieren, dass die Natur manchmal auch ihre Kapriolen schlägt.
Natürlich und knackfrisch kam das Gemüse frisch auf meinen
Tisch und schmeckte wunderbar. Ein Stück Heimat, Region auf dem Teller umso
leckerer und dem Grundsatz des saisonalen
und regionalen Produktes vollständig folgend.
Es gibt für alles eine Zeit. Wir haben wohl verlernt, dass
die Welt einen eigenen Rhythmus hat. Mal ein wenig früher und mal ein wenig
später. Wenn es dann soweit ist, ist Zeit für Genuss. Regionalen Genuss.
Saisonalen Genuss. Genuss, den man in den Medien hoch preist und oft bespricht.
Genuss, der dem bewussten Verbraucher wichtig ist.
Doch, wenn es darum geht, Spargelfeste zu feiern und das
Edelgemüse zu servieren, dann muss Selbiges pünktlich sein. Nein, lieber zu
früh!
Koste es, was es wolle. Und wenn man dafür eine
Holzhackschnitzelheizung braucht, ist das auch ok. Vorfreude ist nicht mehr die
schönste Freude. Der Quickie ist es, der anscheinend den einen oder anderen
Konsumenten als schnelle Nummer kurz befriedigt, auch wenn Erdbeeren im Winter
und Spargel im Schnee eigentlich gar nicht schmecken. Zugeben würden das wohl
aber die Wenigsten. Denn wie früher die Vorfreude auf den ersten Bissen ebenso
zu genießen, wie den ersten Bissen selbst, scheint uninteressant. Schade
eigentlich!
Bild: Archiv Birgit Bauer |
Mir gefällt der Gedanke des natürlich gewachsenen Produktes
aus heimischer Produktion, auf das ich auch länger warte. Ich genieße die
Vorfreude und plane. So verkommt ein leckeres und edles Produkt nicht zum Fast
Food. Es wird dann serviert, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und dann
schmeckt es doch auch am allerbesten. Wie genau jetzt, wo der Spargel seine
Zeit hat. Noch bis Johanni.
Und dann warten wir ab, was die Natur nächste Jahr mit uns vorhat.
Birgit Bauer
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