16 August 2013

Die Woche - Ich hör Ihre Klingel nicht! Und so! 12.08. bis 16.08.2013

Montag: 

"Ich hörte Ihre Klingel nicht", hörte ich heute von einem Paketzusteller.
Aha!

Das kam, nachdem ich ihn quasi im letzten Moment davon abhalten konnte, mit meinen neuen Schuhen, die zu meinem Dirndl passen, einfach wieder abzuhauen. Eine wichtige Sache, denn die Schuhe sind endlich die, die ich seit Jahren suche und ich wollte sie unbedingt.

Aber er hörte die Klingel nicht. Was mich zur nächsten Frage bringt: Wieso muss er die Klingel hören? Wenn draußen klingelt, hört er es, aber ich nicht.
Ich bekam keine Antwort außer: Ihr Auto steht auch nicht da.

Das wiederum werte ich nicht als Signal für meine Anwesenheit, zumal es ja dasteht. An seinem Platz, den wir dafür vorgesehen haben. In der Garage.

Daher:

Liebe Paketzusteller,
es nutzt nichts, wenn Sie die Klingel hören, ich muss sie hören. Damit ich an die Haustüre komme, was ich allerdings im Normalfall vom 2. OG aus mache, auf zwei Beinen und in dem mir möglichen höchsten Tempo. Dass ich leider nicht fähig bin, in Lichtgeschwindigkeit und mit Warp 10 sofort nach dem letzten Ton parat zu stehen, müssen Sie mir nachsehen. In meiner Produktionsreihe gabs sowas Modernes nicht.

Es hilft auch nicht, nur zu klingeln und sofort zu gehen. Da werden sie den Kram auch nicht los.

Also, Klingeln, Geduld haben und mein Auto, das auf seinem Platz in der Garage steht, bleibt da und wird nicht als Zeichen meiner Anwesenheit dienen, in dem ich es für Sie vor meinem Haus parke.

Dienstag:

Ich bin schwerhörig. Zumindest nehme ich das an. Eigentlich ist mir klar, wie man bei der Post Retourensendungen aufgibt. Wieso mich die Mitarbeiterin an der Annahme so anschreit und mir was über Portokosten erklärt, habe ich nicht verstanden. Ein Hinweis, dass ich weder Porto brauche, noch uninformiert oder schwerhörig bin, fruchtet nicht. Ein energisches Wiedersehen unterbricht den Redefluss auch nicht. Also gehe ich. Ganz einfach. Kundenfreundliche Beratung und brauchbare Information sieht irgendwie anders aus. Aber:

Und wenn sie nicht ... na ja, Sie wissen schon.

Außerdem mache ich mir Gedanken auf meinem Blog "Mein Leben mit MS" über das Wahlgekämpfe. Denn über Zinsen, Konjunktur, Autobahnmaut und derlei hört man viel. Über Gesundheit nicht. Ich frage mich, ob Gesundheit eine Rolle für den Wahlkampf spielt. Für mich tut sie das. Unser Gesundheitssystem ist nicht übel, aber es ist auch Patient, der dringend eine Kur braucht. Wahrscheinlich ist es deshalb noch nicht Thema, weil ein Antrag auf Kur schon sehr lange dauern kann, aber ganz ehrlich und ohne Blödel: Für mich ist es ein Thema und kann das Zünglein an meiner Wahlstimme sein. Und es kann doch nicht sein, dass Gesundheit keine Rolle spielt. Oder wieso tropfts da so spärlich ins Publikum?

Mittwoch:

Es gibt Tage, an denen sitzt man am Abend bei seinem Glas Wein da und man denkt: Den merkst du dir.
Man merkt sich diesen Tag deshalb, weil er so außergewöhnlich, so speziell und spannend war, dass man ihn gerne erinnert.
Und wenn ich dann mit 85 auf meiner Hausbank hocke, an einem neuen Socken stricke, weil meine Zehen immerzu kalt sind und das Herzblatt gemütlich an seinem Bierseidel nippt, dann werde ich mich erinnern und mir denken: Boa, war der Tag genial!

So ähnlich schrieb ich das auch auf Facebook. Und ich wiederhole mich, weil es Tage gibt, die kann man nur so beschreiben. Wann war Ihr letzter wirklich denkwürdiger genialer Tag?

Donnertag:

Gell: Feiertag is in Bayern. Also zumindest dort, wo ich wohne. In Anbetracht dessen, dass in Abensberg der Gillamoos (Bayerns ältester Traditionsjahrmarkt) naht und man jetzt schon mal das eine oder andere Festbier probieren darf, geht man auch mal hin. Also, zur Bierprobe. In dem Fall ging es um ein besonders süffiges Gebräu, das zum 700.sten Jubiläum des Gillamoos, das in diesem Jahr besonders zünftig gefeiert werden soll vom Abensberger Ottenbräu gebraut wurde.
Und wie geht man so hin zu so einem zünftig bayerischen Fest? Mit dem Dirndl. Genau!
Dass so ein Dirndl gewisse Kniffe und Tricks erfordert, um standesgemäß getragen zu werden, weiß Frau. Das Bscheisserl muss gut sitzen und diverse Maßnahmen für unten drunter müssen auch her. Damit das Holz vor der Hütte ordentlich und gut ausschaut. Wir verstehen uns oder? ;-) Dank der Unterstützung resoluter Fachkraft kann ich im Dirndl extrem gut ausschauen. Das weiß ich, weil einem, wenns gut passt, eben so mancher Lederhosenkerl tief in die Aug ... äh, die Auslage schaut! ;-)

Freitag:

Aufgrund des Feiertages ist es möglich, Büroruhe zu genießen und Gedanken nachzuhängen. Zum Beispiel denen von Zielen. Wie viel Ziel tut gut? Ist es manchmal ein Ziel kein großes Ziel zu haben, sondern einfach gut mit und von der eigenen Arbeit zu leben?
Oder ist es ein gutes Ziel, einfach seinen Weg zu machen und nicht ständig drüber nachzudenken, wie zielgerichtet man sich nach oben wursteln kann?
Oder sind Ziele sowieso total überflüssig, weil man über dem Hinterhecheln ob des Erreichen des Zieles vergisst, dass man lebt?
Ist es immer richtig und wichtig, nach Höherem zu streben anstatt das Jetzt zu sehen und anzunehmen und das Beste aus genau dem zu machen, was gerade da ist? Zugreifen, wenns geht und auch mal ziellos sein, wenns eben passt? 

Ich für mich habe entschieden, mir gewisse Ziele zu setzen, ich gebe zu, es motiviert mich, ein Ziel zu haben. Aber ich erzwinge sie nicht. Ich nehme sie dann ins Visier, wenn die Gelegenheit passt. ich habe gelernt, dass man Ziele nicht erzwingen kann. Sie brauchen ab und an eine Pause. Genau wie wir. Und dann sind sie da. Man muss nur zugreifen, allerdings darf man eins nicht: Das Ziel vor Zielwald nicht übersehen. Weil manchmal liegt einem die Chance vor den Füßen und nicht meilenweit  entfernt. Aber dafür, glaube ich, muss man das Leben zu leben gelernt haben. Sonst wirds nix.

In diesem Sinne, mein Ziel ist es jetzt, ein wenig auszuspannen, über Ideen nachzudenken, wenn mir danach ist und heute einfach mal zu leben.

Ein schönes Wochenende!
Birgit

Copyright by Birgit Bauer 2013