Vor einigen Tagen ist es wieder geschehen. Ich wurde auf
Facebook mal eben so in eine Gruppe zwangseingewiesen. Facebook macht das ganz
einfach. Die technischen Einrichtungen der Plattform gestatten Gruppenmitgliedern
oder Gruppengründern, per Mausklick andere Kontakte hinzuzufügen. Ungefragt,
lediglich ein Hinweis in der oberen Symbolleiste weist dann auf die neue
Gruppenmitgliedschaft hin.
Gruppen gibt es verdammt viele. Interessante, Seltsame, Spannende
und solche, die die Menschheit wahrscheinlich nicht braucht. Wie auch immer,
jeder kann sich entfalten, sollte aber auch frei entscheiden dürfen, was eine
Mitgliedschaft betrifft. Dass ist aber nicht möglich. Nicht auf Facebook.
Meine letzten Einladungen, die ich ablehnte, waren außerhalb
meiner Interessen. Ich wollte nicht eine Menge Kohle verdienen, zumindest nicht
auf die offerierte Art und Weise und auch Kontakte in Massen sammeln wollte ich
nicht. Was ich auf meinen schnellen Austritt manchmal schon bekam, sind
beleidigte Kommentare. Weil man mich für undankbar gehalten hat, als ich die
offerierte Supergelegenheit schlicht ablehnte und mich selbst ganz schnell
entließ.
Gegenfrage: was ist mit denen, die man hinzufügt? Die, die
man mit dem Klick schlicht vor vollendete Tatsachen setzt, könnten auch
beleidigt sein. Wer hinzufügt, muss dem Gegenüber das Recht gewähren, sich
gegen eine Mitgliedschaft zu entscheiden. Oder?
Als ich mich wieder einmal zum Thema äußerte (ich war gerade
wieder einmal ausgetreten und genervt vom Gruppenzwang), bekam ich viel Zustimmung. Wir fragten
uns, was aus dem Netzwerken geworden ist. Warum ist es Vielen offenbar nicht
möglich, Kontakte zu fragen, ob sie Interesse an einer
Gruppenmitgliedschaft haben? Wäre es nicht der perfekte Anlass ins Gespräch zu
kommen?
Netzwerken ist Austausch, ein Geben und Nehmen, die Pflege
der eigenen Reputation. Man braucht ein wenig Kontaktfreude, Hirn, Lust am
Miteinander und ja, Rücksicht und gute Umgangsformen sind auch nicht schlecht.
Etwas, dass wir alle wissen müssten. Ich betone: alle. Nicht
nur Teilnehmer. Auch Entwickler. Es ist schön, dass man
niedrigschwellige technische Lösungen anbieten kann, die Verständigung so
einfach machen. Aber ist es deshalb nötig, Umgangsformen zu vergessen?
Zudem, Zeit ist ein knappes Gut und dieses unüberlegte
Hinzufügen kostet Zeit. Zeit, in der wir uns möglicherweise ärgern, löschen,
blockieren und uns dumm anpflaumen lassen können, weil wir nicht wollten. Dabei
könnte man diese Momente auch wesentlich sinnvoller nutzen.
Es ist wünschenswert, endlich vernünftige Lösungen zu
entwickeln, die nicht nur niedrigschwellige Bedienungsmöglichkeiten bieten,
sondern auch darauf ausgerichtet sind, solche Gruppenzwänge zu vermeiden. Zumal man sich ja soziales Netzwerk nennt.
Ganz ohne Gruppenzwang, Birgit! :-)