Man beobachtet und wird beobachtet.
So wie ich von dem hübschen gefiederten Genossen, der erhaben auf mich herabblickte und meine Brotrinde verabscheute, weil es doch Besseres gab.
Das Wurstbrot auf dem anderen Felsen. Der Vogel war arrogant, äugte neugierig und benahm sich, als könne ihm keiner das Wasser reichen ....
Solche Vögel findet man auch in den sozialen Netzwerken. Hier und da und manchmal und sie haben mich inspiriert. Deshalb gibt es heute keine Sach- und Fachgeschichten, sondern schlichte Gedanken über die "Besten"!
Aalglatt wand er sich durch die Straßen der Stadt. Lächelte
hier, gönnte da und war ein ganz Großer. Er war der BESTE.
Seine Wortwahl brillierte vor seinem Publikum. Er war nur
das Beste gewohnt, ein Mensch von Welt. Weit gereist, sprachlich gebildet, belesen,
sein Geist war gefüllt mit Zitaten.
Gab er einen Kommentar von sich, war das Gesetz. Der
Laufzettel für diejenigen, die unter ihm standen. Sollten sie von ihm lernen.
Von seiner geschmeidigen Art, die Dinge der Welt so zu interpretieren, dass sie
ins Weltbild passten. In seines, versteht sich. Ein anderer Gedanke fand darin
nur wenig Platz. Außer, er konnte ihn gebrauchen, verwenden und in seinem
gepflegtem Jargon, von dem er annahm, dass er ankam, wieder geben. Als seinen
Gedankenblitz verkaufen, zu Geld machen.
Er würde nie so plump sein wie der Rest der Welt. Niemals! Und
wehe es wagte ein anderer zu behaupten, dass er der BESTE sei, war er schnell
unter süffisantem und vermeintlich subtilem Gedankengut begraben. Vollgekleistert
mit Häme und einem gefälligen Lächeln derer, die am Saum seines Sakkos hingen.
Natürlich gönnte er jedem sein Glück. Solange es nicht
seines in Frage stellte. Passierte das, gab es Ärger. Eine Armee Anhänger
scharrte sich um den „Infragesteller“ und deckte ihn mit dem viel zitierten Wortgut
des BESTEN ein. Oft benutzt und ausgelutscht, nach einem Moment schal, dennoch
im ersten Augenblick wirkungsvoll, waren seine Worte. Man war in der Lage, sich
gewählt eines lästigen Mitmenschen zu entledigen, indem man ihn in den Wortfluss
stieß und ihn dort quasi zwischen den Zeilen ersaufen ließ.
Sein System funktionierte. Seine beste Freundin hieß
Arro-Ganz. Eher eine graue Maus umgarnte sie ihn mit ihren Weisheiten. Ließ ihn
glänzen und müde lächeln, wenn eine Bemerkung zu unelegant über die Lippen
anderer stolperte. Amüsierte sich mit ihm über das nicht Erkennen seiner
brillanten Subtilität, mit der er glaubte, andere auffällig unauffällig über
ihre eigene Minderbemitteltheit aufklären zu können. Arro-Ganz verschaffte im
Anziehungskraft, Publikum, das ihm huldigte. Sie hatte ganze Arbeit geleistet.
Das Ziel war erreicht. Das BESTE für den BESTEN.
Als er sich eines Tages ins beste Restaurant begab um dort
das beste Menü zu genießen, war er allein. Mutterseelenallein. Am Ende des Abends,
kurz vorm Verlassen des Lokals entdeckte er eine Tischgesellschaft. Die Gruppe
lachte und genoss. Als ein Geschäftspartner auftauchte, sich zur Runde setzte
und einen Teller Pasta in Angriff nahm, begegneten sich ihre Blicke.
Guten Abend, setzen Sie sich doch zu uns! Ein einladendes
Lachen folgte.
Der beste Mensch lehnte ab. Zu diesem plumpen Grüppchen würde er sich nie
setzen. Niemals!
Na dann, wünsche ich Ihnen einen schönen Abend. Der
Geschäftspartner wandte sich ab. Eine Bemerkung von rechts ließ ihn schallend
auflachen und den BESTEN vergessen.
Wie? Ach das ist nur ein Geschäftspartner. Den habe ich noch
nie mit anderen gesehen und zu uns wollte er sich nicht setzen … wie? Parmesan?
Ja, hier!
Der Parmesan wanderte rund um den Tisch, begleitet vom
Lachen aller und er stand da.
Der BESTE. Aalglatt und schick. Elegant, erfolgreich,
gebildet, vergessen und irgendwie dann doch ALLEIN.
Copyright by Birgit Bauer, 2013
Bild und Text Birgit Bauer