29 August 2019

Biergärten, Gscheithaferl und Diskussionen .... Sommer Social Media :-)

Ich liebe Biergärten. Sie sind bunt, lustig, manchmal schräg und immer sehenswert. Da zu sitzen, Menschen gucken, ein Radler oder ein Bier mit einer Brotzeit genießen und sehen und hören was so passiert ist für mich eine wunderbare Sache, die ich sehr genieße.



Ein Biergarten ist ein ganz eigener Kosmos. Dort findet man ein Sammelsurium an Charakteren, Ansichten, Meinungen und kuriosen Gedankengängen. Da sind die Beobachter, die Quatscher, die Diskutierer, Grantler und Gscheithaferl. Die Stylishen und die, die in Schlappen vorbeischauen, weil es noch ein Feierabendbier gibt und man die Kinder vom Freibad nach Hause bringt und denen zufällig Pommes versprochen hat.

Es wird diskutiert, fabuliert, es gibt schlaue Dinge und solche, die eigentlich auch unterm Biertisch liegen könnten weil sie keiner braucht. Es gibt Hin- und Weggucker, solche Einblicke, die man sich gerne erspart hätte und vieles mehr. Man kommt an, setzt sich irgendwo an einen freien Platz, kommt ins Gespräch und ab und an kommt mir der Gedanke, dass gerade diese Vielfalt ein bisschen wie Twitter oder Facebook oder auch Linkedin ist.

Biergärten sind für mich oft ein Sammelsurium von sozialen Netzwerken. Nur live und in Farbe.


Der Grantler wird sich, weil er so gerne auf ein Thema eingrantelt, mit dem nicht einig, der diskutieren möchte und eigentlich gute Argumente hätte. Aber weil man sich gerne auf eine Meinung festlegt, weil es sich eben dazu so vortrefflich granteln lässt, ist es schnell aus mit der Diskussion. Die fährt sich nämlich so richtig fest, obwohl das Thema es wert wäre, ein bisschen genauer betrachtet zu werden. Aber so ist das manchmal in Facebookgruppen oder Chats, nicht immer sind sich alle einig.

Ein anderer kommt neu dazu und ist erstaunt, was der Mikrokosmos zwischen Brezen, Bier und Käse so preisgibt. Man entdeckt schnell Neues, Gewagtes und oft etwas, was man gerne mitnimmt. Das Rezept für leckeren Erdäpfelkäs oder Frischkäsecreme zum Beispiel. #foodporn kommt auf und schon hat man viele Likes. ;-) Genauso wenn man die In-Latschen des Sommers trägt und sie dekorativ unterm Biertisch oder neben den lässig gehaltenen Maßkrug drapiert, um ein möglichst cooles Bild zu bekommen.

Andere quatschen einfach, sie unterhalten sich, kommen, gehen, haben Spaß, sind locker und lässig und entspannt. Sie hängen ab, genießen ihr Bier, knabbern am Radi und amüsieren sich. Sie machen einen spaßigen #Tweetchat und bleiben entspannt.

Dann sind da die, die Geschäfte machen, die Krawatte längst abgelegt, sitzen sie hemdsärmelig im feinen Zwirn am Biertisch, widmen sich dem halben Hendl oder dem Salat und überlegen sich eine Strategie für das nächste Projekt und machen später, an der Bieselrinne noch schnell alles klar. Oder später auf LinkedIn. :-)

Die Gerüchteküche kocht auch neben der Gartenküche vor sich hin. In der Schlange für die Pommes und den Wurstsalat werden Termine getauscht wie auf einer Pinnwand. Kuchenrezepte wechseln den Nutzer genauso wie den Tipp für die perfekt gefaltete Serviette und dem Strickmuster oder auch dem neuesten Herbstlook. Gerne auch Buchtipps oder andere Dinge, die auf einer Pinnwand wie Pinterest gerne festgemacht werden.

Der Pfarrer sitzt neben dem Versicherungsmensch, die Lehrerin tratscht mit der Oma und die Kinder lutschen noch ein Steckerleis. Die Nachbarin empört sich über Lumpi, den Hund von der anderen Straßenseite, der mal wieder seine Geschäfte an ihrem Gartenzaun machte und warnt alle schon mal vor. Dass der Lumpi ihren Zaun deshalb so spannend findet, weil man dort eben die Nachrichten hinterlässt, versteht sie nicht und markiert Lumpis Besitzer gleich mal in der Nachbarschaftsgruppe auf WhatsApp, so wie der Lumpi am Zaun seine Markierung hinterlässt. Als Info halt. #wuidbiesler eben.

Im Biergarten gehts zur Sache. Es gibt Fachsimpeleien, Tips, manchmal guten Rat und unqualifizierte Schläge und so manches Gscheithaferl gibt auch noch seinen Senf zum Würschtl, obwohl der überhaupt nicht passt. Eben wie das in diesem WWW eben so ist. Aber gsagt ist es halt. Hauptsache die Luft hat gescheppert. (Übersetzung: Hauptsache, man hat etwas laut gesagt.) So zwischen Bierkrügen und dem Geruch von Sommer, Pommes, Schweinsbraten und Sonnencreme. Prost!

Im Biergarten finden sich alle wieder und alle kommen irgendwie zusammen. Die einen schauen auf eine schnelle Halbe rein, um sich schnell zu informieren und zu twittern, was gerade geht, die anderen verweilen, schreiben einen Blogbeitrag und verlinken ihn mit dem tollen Bild von der Kastanie auf Instagram.

Wann wart Ihr das letzte Mal im Biergarten und habt live gepinnt, getwittert und informiert?

Amüsierte Grüße

Birgit


Bilder: Pixabay.com , Kastanienbild: Birgit Bauer
Text: Birgit Bauer für Manufaktur für Antworten UG