Uff, was eine Woche. Sie rast, fliegt und die Arbeit endet nicht. Tut sie nie. Es ist anstrengend, dieses "am Ball bleiben" und das durchzuhalten kann erschöpfend sein.
Es gibt und gab Tage, da plumpse ich aufs Sofa, weiß eigentlich, dass noch viel zu tun wäre, aber ich kann einfach nicht mehr. Ein Umstand, der uns hier in der Manufaktur vor einiger Zeit zu Denken gegeben hat. Wir haben uns Lösungen gesucht. Und Antworten, versteht sich. ;-)
Das andere Ding ist nämlich, wenn man sich nur noch um den "Laden kümmert", sprich anfallende Dinge irgendwie im Laufschritt parallel zu anderen erledigen muss um alles zu schaffen, geht einem so viel verloren. Und da reden wir nicht über Lebensqualität, die in dem Zustand an sich schon nicht mehr existiert, wir reden über Kreativität, über das, was man abliefert und natürlich über den Spaß am Job und an dem, was man tut und an der Jobqualität. Also der Lebensqualität im Job. Oder Motivation.
Wir haben uns hier Gedanken gemacht, was man tun kann. Oder muss. Es gab Ideen, Tests und Dinge, die wir verworfen haben, weil es nicht passte. Es ist uns wichtig, die Balance zu halten weil wir finden, man darf, ja sogar muss, Spaß am Job haben. Weil das dazu beiträgt, unsere Arbeit wirklich gut zu machen.
Das Ergebnis vorab: Liegen bleibt dennoch nichts.
Wir fingen also an, Montags eine Liste zu machen. Ganz altmodisch. Zettel, Stift und los. Und weil wir extrem gut sind, wenn es um das Prokrastinieren geht, fingen wir an, das zu verschieben, was verschoben werden kann. Wir fanden es gut zu verschieben also sofort zu priorisieren. Und wenn ich ehrlich bin, prokrastinieren kann ich mittlerweile gut.
Weil es die Perspektive schafft, die hilft, das Wichtige zu erkennen und das Unwichtige erst einmal links liegen zu lassen. Allerdings gibt es eine Regel: Es wird einmal geschoben. Kein zweites Mal.
Dann wird gearbeitet. Wir tun, was zu tun ist. Ein Schritt nach dem anderen, keine zwei auf einmal, das gibt nur Knoten im System, die man nie mehr auseinander bekommt. Es erzeugt Chaos. Und das braucht man jetzt auch nicht. Es gibt Menschen, die erzählen mir ständig, sie können drölfzig Sachen auf einmal und nennen das Multitasking. Was ja eigentlich aus der IT kommt und damit einen technischen Hintergrund hat. Nämlich den, dass Rechner mehrere Tätigkeiten, Tasks, parallel zueinander ausführen. Aber sind wir Menschen Rechner?
Wir wissen aus der Forschung, dass wir Menschen durchaus in der Lage sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Ich kann meinen Kaffee zum Frühstück trinken und Zeitung lesen. Was für mich am Morgen als bekennender Morgenmuffel schon an Höchstleistung grenzt.
Aber ich kann auch, sobald ich mein Betriebssystem entsprechend aktiviert habe, telefonieren und das Wetter checken. Oder Essen und mit jemandem Sprechen. Ich kann auch, etwas anspruchsvoller, mein Auto abbremsen, lenken und an einem Zebrastreifen zum Stehen bringen. Dann muss mein Gehirn sich auf mehrere kognitive Eigenschaften verlassen, um viele Dinge gleichzeitig tun, um am Ende niemanden zu gefährden. Was ich nicht kann ist Telefonieren und Autofahren. Das lenkt mich ab und damit bin ich schon wieder typisch Mensch, weil das Telefonat ablenkt.
Oder beim Kochen muss ich darauf achten, dass nichts im Topf anbrennt, während ich die Nudeln im anderen Topf umrühre, kommt dann noch einer um die Ecke und spricht mich an, kann es sein, dass ich nicht reagiere, weil ich mich konzentriere und damit landet dieses Anliegen auf dem hinteren Rang einer Liste. Das kann ich nicht.
Ich kann auch keine Artikel oder Blogbeiträge schreiben, wenn ständig jemand um die Ecke kommt oder das Telefon läutet. Im Moment ist nur ein Fenster offen auf meinem Rechner. Das hier. Dieser Text. Alles andere piept, summt oder läutet nicht. Sie sind aus.
Wir Menschen sind definitiv sehr leistungsfähige Wesen und unser Gehirn ist ein Wunderwerk. Aber die Ressourcen sind limitiert. Wie alles. Weil auch das Gehirn mal seine Ruhe braucht und damit wir. Wenn wir darauf hören, hilft uns das die Balance zu halten und nicht völlig überfordert und kaputt in einer Ecke zu landen. Wir können nicht immer weiter. Auch wir brauchen Pausen. Denk-Pausen.
Das ist auch gut so und der Grund, warum wir am fünften Tag der Woche nicht da sind. Wir arbeiten in vier Tagen aktiv und sind da ansprechbar. Aber der fünfte Tag ist einer, der Ruhe braucht. An dem wir uns die Zeit für kreatives Arbeiten nehmen, Ideen besprechen oder darüber sinnieren, was wir ändern müssen. Der Tag, an dem wir uns für eine 4 Tage Woche entschlossen haben, war so einer. Es ist aber auch der Tag, an dem wir geistig abhängen. Manchmal muss man sich ausklinken, um die zündenden Ideen zu entwickeln. Das sind diese leisen Einfälle, die man zu überhören droht, sobald man sich im lauten Alltag befindet. Man muss diese kleinen Knaller hören können und dafür braucht es Ruhe. Ab und an sogar Stille. Auch nach innen. Das macht den Weg frei für die kleinen Knaller, die erfahrungsgemäß häufig zum Superfeuerwerk werden. Wenn wir ihnen die Möglichkeit gewähren.
Am fünften Tag, immer der Freitag, weil der "frei" ist. Wir sind also eigentlich nicht da. Und eigentlich doch, weil unser Job im Hintergrund läuft. Während ich mich an der Waschmaschine vergreife, mit dem Staubsauger auf Wollmausjagd gehe oder in meinen Töpfen rühre, höre ich diesen kleinen Ideen zu. Nicht, ohne dass mein Notebook in der Nähe ist oder ein Zettel oder ein Stift. Es kann auch passieren, dass ich im Büro etwas sortiere, was halt mal einer machen muss und dann die Ideenflut loslegt.
Der fünfte Tag der Woche ist ruhig, gelassen, er folgt keiner Liste oder keinen Aufgaben, er darf einfach fließen. Wir lassen ihn auch, weil er uns zurück in die Balance bringt, die wir, die ich brauche, wen ich voll im Einsatz bin. Vor allem im Frühling und im Herbst, wenn Kongresszeit ist und ich ohnehin herumsause wie ein Silvesterkracher. Es ist die Zeit der Ruhe, Zeit für Gedanken und ein an sich sehr effektiver Tag. Weil ich beispielsweise dann Zeit für Ideen habe, für gute Präsentationen oder auch zum Lesen wichtiger Texte.
Deshalb steht in unserem Manufakturkalender am Freitag immer: Frei-Tag.
Was eben nicht heißt, dass wir nicht arbeiten, aber bedeutet, dass wir unseren Projekten und den dazu passenden Ideen den Rahmen schaffen, den sie brauchen, um zu uns zu kommen und gehört zu werden, damit wir einen guten Job machen. Klappt nicht immer, aber sehr oft und tut dann auch gut.
Ach ja und wenn am fünften Tag eben mal gar nix kommt, weil wir zu erschöpft sind, dann ist es auch gut. Denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es ist nur verlagert und das ist dann auch ok.
Übrigens, wenn mir jemand jetzt mit dem Einwand kommt, was Effektivität betrifft: Wir schaffen in vier Tagen das, wofür wir früher fünf brauchten. Wir arbeiten immer noch zeitnah und halten alle Termine. Was daran liegen könnte, dass wir uns einen Tag Zeit für Kreativität nehmen und ihn so gestalten können, wie wir ihn gestalten wollen. Ohne zu müssen. Was uns noch einen weiteren Vorteil verschafft: Bessere Ideen, weil wir eben hinhören und den Rahmen zum Rumspinnen haben, was allen unheimlich gut tut.
Einen schönen fünften Tag!
Birgit
Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG
Bilder: Pixabay.com