15 Mai 2014

Kurzreisen in Social Media Land ....

Kennen Sie die Reisegruppen, die in fünf Tagen ein Land kennenlernen? Scharen von Touristen werden von Reisebussen an berühmten Sehenswürdigkeiten ausgespuckt, pilgern hinter dem Reiseleiter mit dem Schirmchen her, nur um wenig später wieder eingeladen zu werden und zur nächsten markanten Stelle zu fahren. Und immer heißt es: „Immer weitergehen, nicht stehenbleiben!“ Denn die Zeit ist knapp.

Es ist ein Ritual: anhalten, ausspucken, durcheilen, einladen, weiterfahren. Fünf Tage volle Power durch ein Land. Am Ende sind die armen Reisenden verwirrt und haben höchstens einen groben Überblick gewonnen. Das Land selbst kennen sie nicht.


Ähnlich ist es mit Sachgebieten, in die man sich einarbeiten möchte oder muss. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man sich einem Thema in kürzester Zeit so intensiv annähern kann, für das andere Jahre benötigten. Würden Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Handwerksmeister und viele andere gut ausgebildete Arbeitnehmer sonst so lange für ihre Kompetenz lernen? Oder Social Media Manager?

Unsere Reisegruppe weiß spätestens beim Nachhause kommen: Ein Land in fünf Tagen intensiv kennenzulernen geht nicht. Da gibt es zu viele Feinheiten, die man im Temporausch nicht wahrnimmt. Es ist ein grober Anriss mit einigen Fakten, aber das wirklich Wichtige, die Details erfährt man nicht. Man kann sich einen ersten Eindruck verschaffen. Einer, der vielleicht hilft, sich noch intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen, aber mehr? Wohl eher nicht.



Reist man in das Land Social Media ein, kennt man vielleicht einige Fakten aus dem Reiseführer, bekommt einige Dinge erklärt, aber Gepflogenheiten, ureigene Benimmregeln oder auch die Art, mit der man sich begegnet, die liegen im Verborgenen. Einreisen heißt nicht eintauchen, lernen und sich intensiv beschäftigen. Es heißt: rein und raus und weiter.

Irgendwann ist man enttäuscht. Sah man sich doch schon als Experten, wähnte sich im Erfolg.  Doch Erfolg und Expertenstatus sind in einem zu knappen Zeitrahmen nicht drin. Eigentlich wissen wir das, aber glauben tut man das meistens erst, wenn es zu spät ist. Frustration macht sich breit.
Im Prinzip könnte man sagen, dass man die Hausaufgaben hätte machen sollen. Sich vor der Reise zu informieren wäre gut gewesen. Möglicherweise hätte man dem Reiseführer mit dem hübschen Schirmchen, der immer stetig voraneilte, im ewigen Singsang von erfolgreichen Missionen sprach, Fragen stellen müssen und mehr Wissen einfordern sollen.

Fakt ist, wer sich nicht auf große Reisen vorbereitet, dessen Möglichkeit, richtig enttäuscht zurück zu kehren, ist groß. Ich habe in den sozialen Netzwerken schon viele solcher Reisegruppen gesehen. Es gab tatsächlich welche, die im Schnellverfahren viel verstanden haben und viele Dinge intuitiv richtig machten, erste Erfolge einheimsten und dann begannen, nachzulernen. Sie hatten verstanden, dass so ein Kurztrip nicht wirklich tiefer gehen kann, nutzten aber die ersten Eindrücke geschickt und vertieften sie intensiv. Aber das waren nur ganz wenige. Der Rest blieb frustriert zurück und nährte die Antiparolen, die man nutzt, wenn man eigentlich einen Fehler oder auch falsche Entscheidungen schön reden möchte.

Ich frage mich, wieso viele immer noch glauben, dass diese Kurztrips aus Anfängern die totalen Profis machen. Ebenso verstehe ich nicht, wieso diese oft ganz gut gemachten Kurzreisen nicht klar als Kurzreise verkauft werden, sondern als Profitrip mit Expertenstatus am Ende.

Ein Argument, das, so hörte ich bei einer Recherche, mittlerweile tatsächlich für Frust sorgt. „Ich habe viel gehört, es mir viel einfacher vorgestellt und stehe wieder am Anfang“, so eine Reaktion. Das fördert weder die Anbieter dieser Kurse, deren Reputation, noch tut es dem ganzen Bereich Social Media und den damit verbundenen Berufen gut.

Klar ist es verheißungsvoll, wer wäre nicht in kürzester Zeit gerne Experte?  Jeder der die superschnellen Angebote liest,  ist heiß den schnellen Erfolg fürs eigene Geschäft. Realistisch betrachtet ist das aber nicht möglich.

Weil Social Media keine schnelle Nummer ist. Die Basis von guten Erfolgen in Social Media ist Kommunikation, Wissen über die Möglichkeiten und wie man sie nutzt. Es ist der Aufbau von guten Netzwerken und von guten Beziehungen. Es ist das Geben und Nehmen, der Austausch und viel mehr. Wer seine Hausaufgaben gründlich gemacht hat, der weiß das.

Wie man sich in diesem fremden Land bewegt, gehört zu den Basics. No Go’s wie nicht eingebaute Impressen, ständige Bitten um Newsletter Abos, Likes und ständige Einladungen in Gruppen oder gar das unaufgeforderte Hinzufügen in Gruppen muss man kennen.

Dass ein gutes Netzwerk, das Aufträge einbringt, zuerst viel Arbeit ist und Motivation und Begeisterung benötigt, bevor es Früchte trägt, muss man sich klar machen, annehmen und einkalkulieren.
Zu Social Media gehört eine gute Strategie, das Wissen über die einzelnen Anbieter und darüber, was zum Unternehmen passt. Viele Accounts machen noch keinen Erfolg. 

Wer also einen Kurztrip macht, sammelt erste Eindrücke. Damit ist es möglich, erste Wissensstücke sammeln und möglicherweise entscheiden, ob man sich weiter informiert, was sinnvoll wäre, bevor man auf lange Zeit einreist. 
Allerdings hat es sich damit schon. Wer sich allerdings vorbereitet, den eigenen Menschenverstand nutzt, sich das Wissen aneignet, das nötig ist, der ist auf einem guten Weg. 

Hat man zu wenig Zeit oder Geduld, kann sich von denen, nämlich wirklichen Profis, die sich auskennen und neben den üblichen Touristenpfaden auch Schleichwege kennen, begleiten lassen. 

Ihr Schirm dient nicht nur als Lotsensignal, sondern auch als Regenschutz, unter dem man länger verweilen kann, weil es dort trockene Plätze, Informationen und Wissen gibt, die nötig sind, um gut in Social Media Land zu leben und sich dort einzurichten.

Wie auch immer, Kurztrips sind nicht die schlechteste Sache, ganz im Gegenteil, ich nutze sie auch ab und an. 
Sie lassen dem Nutzer Einsichten gewinnen und öffnen erste Türen. 


Klar muss sein, dass diese ersten Eindrücke noch keinen Profi machen, aber durchaus Lust auf mehr machen können und das wäre doch der viel besser Argumentationsweg. Oder?

Das ist die Botschaft, die klar vermittelt werden muss.

Weil, wie heißt es in Bayern so schön: Sonst wär a Glernter eh a Depp.



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