Kennen Sie die
Reisegruppen, die in fünf Tagen ein Land kennenlernen? Scharen von Touristen
werden von Reisebussen an berühmten Sehenswürdigkeiten ausgespuckt, pilgern
hinter dem Reiseleiter mit dem Schirmchen her, nur um wenig später wieder
eingeladen zu werden und zur nächsten markanten Stelle zu fahren. Und immer
heißt es: „Immer weitergehen, nicht stehenbleiben!“ Denn die Zeit ist knapp.
Es ist ein Ritual:
anhalten, ausspucken, durcheilen, einladen, weiterfahren. Fünf Tage volle Power
durch ein Land. Am Ende sind die armen Reisenden verwirrt und haben höchstens
einen groben Überblick gewonnen. Das Land selbst kennen sie nicht.
Ähnlich ist es mit
Sachgebieten, in die man sich einarbeiten möchte oder muss. Es ist ein
Trugschluss zu glauben, dass man sich einem Thema in kürzester Zeit so intensiv
annähern kann, für das andere Jahre benötigten. Würden Anwälte, Ärzte,
Ingenieure, Handwerksmeister und viele andere gut ausgebildete Arbeitnehmer
sonst so lange für ihre Kompetenz lernen? Oder Social Media Manager?
Unsere Reisegruppe
weiß spätestens beim Nachhause kommen: Ein Land in fünf Tagen intensiv
kennenzulernen geht nicht. Da gibt es zu viele Feinheiten, die man im
Temporausch nicht wahrnimmt. Es ist ein grober Anriss mit einigen Fakten, aber
das wirklich Wichtige, die Details erfährt man nicht. Man kann sich einen ersten
Eindruck verschaffen. Einer, der vielleicht hilft, sich noch intensiver mit dem
Thema auseinander zu setzen, aber mehr? Wohl eher nicht.
Reist man in das Land
Social Media ein, kennt man vielleicht einige Fakten aus dem Reiseführer, bekommt
einige Dinge erklärt, aber Gepflogenheiten, ureigene Benimmregeln oder auch die
Art, mit der man sich begegnet, die liegen im Verborgenen. Einreisen heißt
nicht eintauchen, lernen und sich intensiv beschäftigen. Es heißt: rein und
raus und weiter.
Irgendwann ist man
enttäuscht. Sah man sich doch schon als Experten, wähnte sich im Erfolg. Doch Erfolg und Expertenstatus sind in einem
zu knappen Zeitrahmen nicht drin. Eigentlich wissen wir das, aber glauben tut
man das meistens erst, wenn es zu spät ist. Frustration macht sich breit.
Im Prinzip könnte man
sagen, dass man die Hausaufgaben hätte machen sollen. Sich vor der Reise zu informieren
wäre gut gewesen. Möglicherweise hätte man dem Reiseführer mit dem hübschen
Schirmchen, der immer stetig voraneilte, im ewigen Singsang von erfolgreichen
Missionen sprach, Fragen stellen müssen und mehr Wissen einfordern sollen.
Fakt ist, wer sich
nicht auf große Reisen vorbereitet, dessen Möglichkeit, richtig enttäuscht
zurück zu kehren, ist groß. Ich habe in den sozialen Netzwerken schon viele
solcher Reisegruppen gesehen. Es gab tatsächlich welche, die im Schnellverfahren
viel verstanden haben und viele Dinge intuitiv richtig machten, erste Erfolge
einheimsten und dann begannen, nachzulernen. Sie hatten verstanden, dass so ein
Kurztrip nicht wirklich tiefer gehen kann, nutzten aber die ersten Eindrücke
geschickt und vertieften sie intensiv. Aber das waren nur ganz wenige. Der Rest
blieb frustriert zurück und nährte die Antiparolen, die man nutzt, wenn man
eigentlich einen Fehler oder auch falsche Entscheidungen schön reden möchte.
Ich frage mich, wieso
viele immer noch glauben, dass diese Kurztrips aus Anfängern die totalen Profis
machen. Ebenso verstehe ich nicht, wieso diese oft ganz gut gemachten Kurzreisen
nicht klar als Kurzreise verkauft werden, sondern als Profitrip mit Expertenstatus
am Ende.
Ein Argument, das, so
hörte ich bei einer Recherche, mittlerweile tatsächlich für Frust sorgt. „Ich habe
viel gehört, es mir viel einfacher vorgestellt und stehe wieder am Anfang“, so
eine Reaktion. Das fördert weder die Anbieter dieser Kurse, deren Reputation,
noch tut es dem ganzen Bereich Social Media und den damit verbundenen Berufen
gut.
Klar ist es
verheißungsvoll, wer wäre nicht in kürzester Zeit gerne Experte? Jeder der die superschnellen Angebote liest, ist heiß den schnellen Erfolg fürs eigene
Geschäft. Realistisch betrachtet ist das aber nicht möglich.
Weil Social Media
keine schnelle Nummer ist. Die Basis von guten Erfolgen in Social Media ist Kommunikation,
Wissen über die Möglichkeiten und wie man sie nutzt. Es ist der Aufbau von
guten Netzwerken und von guten Beziehungen. Es ist das Geben und Nehmen, der
Austausch und viel mehr. Wer seine Hausaufgaben gründlich gemacht hat, der weiß
das.
Wie man sich in diesem
fremden Land bewegt, gehört zu den Basics. No Go’s wie nicht eingebaute
Impressen, ständige Bitten um Newsletter Abos, Likes und ständige Einladungen
in Gruppen oder gar das unaufgeforderte Hinzufügen in Gruppen muss man kennen.
Dass ein gutes
Netzwerk, das Aufträge einbringt, zuerst viel Arbeit ist und Motivation und
Begeisterung benötigt, bevor es Früchte trägt, muss man sich klar machen,
annehmen und einkalkulieren.
Zu Social Media gehört
eine gute Strategie, das Wissen über die einzelnen Anbieter und darüber, was
zum Unternehmen passt. Viele Accounts machen noch keinen Erfolg.
Wer also einen
Kurztrip macht, sammelt erste Eindrücke. Damit ist es möglich, erste
Wissensstücke sammeln und möglicherweise entscheiden, ob man sich weiter
informiert, was sinnvoll wäre, bevor man auf lange Zeit einreist.
Allerdings
hat es sich damit schon. Wer sich allerdings vorbereitet,
den eigenen Menschenverstand nutzt, sich das Wissen aneignet, das nötig ist, der
ist auf einem guten Weg.
Hat man zu wenig Zeit oder Geduld, kann sich von denen, nämlich wirklichen Profis, die sich auskennen und neben den üblichen Touristenpfaden auch Schleichwege kennen, begleiten lassen.
Ihr Schirm dient nicht
nur als Lotsensignal, sondern auch als Regenschutz, unter dem man länger
verweilen kann, weil es dort trockene Plätze, Informationen und Wissen gibt,
die nötig sind, um gut in Social Media Land zu leben und sich dort einzurichten.
Wie auch immer,
Kurztrips sind nicht die schlechteste Sache, ganz im Gegenteil, ich nutze sie
auch ab und an.
Sie lassen dem Nutzer Einsichten gewinnen und öffnen erste
Türen.
Klar muss sein, dass diese ersten Eindrücke noch keinen Profi
machen, aber durchaus Lust auf mehr machen können und das wäre doch der viel besser Argumentationsweg. Oder?
Das ist die Botschaft, die klar vermittelt werden muss.
Weil, wie heißt es in
Bayern so schön: Sonst wär a Glernter eh a Depp.
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