Zugegeben, die Headline ist heute mal provokant, aber es muss sein. Auch wenns weh tut. Im Moment sprechen alle über DIGA und digitale Gesundheit und vieles mehr.
Während die Experten sprechen, sich austauschen und sich manchmal ordentlich selbst für das loben, was schon geschafft ist, spreche ich darüber, dass man Bürger mitnehmen muss.
Es ist so: Während eine Gruppe, die wirklich involviert ist, mit Abkürzungen und Fachbegriffen hantiert und selbige natürlich auch versteht, bleibt es den Bürgern und ja, auch und besonders den Menschen mit Erkrankungen (auch bekannt als Patienten) oft selbst überlassen, zu verstehen, was da so passiert. Während die informierte Gruppe weiter fachsimpelt und Spaß hat, fortzufahren, bleibt ein anderer Teil zurück. Informiert vom Hörensagen und bildet sich eine Meinung mittels Schlagzeilen und die sind nicht immer hilfreich oder so gestaltet, dass sie eine vernünftige Meinungsbildung zulassen.Das, was bei Bürgern oft ankommt, ist eine von Schlagzeilen verzerrte Ansicht ohne detaillierte Informationen oder Fakten, die nachvollziehbar und verständlich sind. So bildet sich oft eine Meinung, die schlicht nicht auf Fakten basiert und damit auch nicht der aktuellen Situation angepasst wäre.
Schon lange adressiere ich den Bedarf für vernünftige Informationen an diverse Beteiligte und auch an die Regierung und erkläre wie wichtig es ist, gerade wenn es um digitale Gesundheit geht, Bürger abzuholen. Sie zu informieren, zu begleiten und sie so auf das digitale Gleis zu bekommen. Es war und ist wichtig, gute Informationen anzubieten, reden wir doch über ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Gut des Menschen: Gesundheit. Gerade deshalb werde ich nicht aufgeben. Weil es wichtig ist.
Wenn mir dann aber jemand kommt, der mir sagt, dass Bürger sich schon selbst informieren und ihre Forderungen und Bedürfnisse quasi selbst kommuniziert werden müssen, dann erreicht man bei mir schnell ein Limit. Freunde, so geht das nicht. In solchen Momenten muss ich sehr an mich halten, um nicht in des anderen Redefluss zu fallen und klar zu sagen, was ich denke.
Es ist nicht genug frei nach dem derzeit weihnachtlichen Motto "Lasset die Kinderlein zu mir kommen!" zu handeln. Wie soll bitte jemand, der sich noch nie mit digitaler Gesundheit näher beschäftigt hat verstehen, was der Bedarf ist und diesen benennen? Wie soll man erklären, was man braucht, wenn man nicht weiß, worüber man spricht? Dafür braucht es ein Grundverständnis. Lesen kann man auch nicht, wenn man nicht versteht, wie man Buchstaben im Kopf zusammen setzt. Das lernen Kinder zuerst.
Was bitte ist also das Problem die Bürger in unserem Land abzuholen und ihnen ein Grundverständnis zu vermitteln, wenn es um digitale Gesundheit geht? Wir sollen digital werden, gut, aber dann braucht es eine Strategie in Sachen Kommunikation und kein Sammelsurium diverser Schlagzeilen und unverständlicher Informationen. Portale, Websites etc. müssen bekannt gemacht werden und alle erreichen.
Damit sie in der Lage sind sich auf den Weg zu machen, Bedarfe zu erkennen und zu vermitteln. In der Hoffnung gehört zu werden, was auch nicht immer einfach ist. Wenn ich etwas erreichen möchte, muss ich wissen, was nötig ist, den Weg zu den Quellen kennen, die hilfreich sein könnten, mehr zu verstehen.
Ich traf viele Menschen, die sich für digitale Gesundheit interessieren, für das Teilen von Daten oder die Nutzung digitaler Gesundheitslösungen. Aber oft gibt es nur unzureichende Einstiegsmöglichkeiten ins Thema.
Wenn also die Kinderlein - Bürger und Patienten - kommen sollen, dann muss man Türen öffnen, Landkarten präsentieren und ihnen den Weg weisen. Das ist für mich auch Sache der Regierung. Nicht nur entwickeln und entscheiden, sondern eben auch informieren. Klar, verständlich, transparent und sichtbar für alle, egal ob digital oder analog. Die Herausforderung ist keine einfache, aber nur so gehts. Für informierte Bürger.
Dafür braucht es Reiseführer in digitaler und analoger Form, mit Apps, die beim Navigieren helfen und Guides die da sind, wenn es Fragen gibt. Verständlich, leicht auffindbar und transparent. Erklärend, verständnisvoll und unterstützend.Dann kann genau das gelingen, was ich hörte: "Bürger, Patient*innen müssen das bewegen, der Bedarf, die Fragen etc., müssen von den Menschen kommen"
Der nächste Schritt wäre dann, die zu involvieren, die interessiert daran sind, eine aktive Rolle zu übernehmen. So wie ich. Aber ich bin auf dem Weg, ich lernte und lerne, informiere mich und bin mit denen im Gespräch, die im Moment durch die Gegend wandern ohne die Richtung zu kennen.
Digitalisierung muss gemeinsam passieren. Dann können wir uns einlassen auf das Neue, den kulturellen Wandel, den Digitalisierung mit sich bringt und können uns aktiv einbringen.
Und das ist es doch, was nötig ist? Oder?
Das war auch der Grund meine aktive Unterstützung anzubieten. Die Türe ist also offen, der Weg ist klar vorgezeichnet, die Einladung mit allen Fakten steht, eigentlich muss man nur durchgehen.
Birgit
Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG
Bilder: Pixabay.com